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Linguistische Konventionen zur Erstellung des “The Freiburg/First Neurolinguistic Corpus“

 

This document was developed by Dr. Olga Glanz with the support of Dr. Bella Constanze Diekmann, Sophia Fiedler, Svenja Kremer and Pia Hagen-Wiest from September 2012 to May 2019. It is presented online (in German) to document the linguistic decisions which stand behind our multimodal neurolinguistic corpus and to illustrate, what additional information is available beyond what is presented in the thesis in general linguistics at DFG-GRK 1624 “Frequency effects in language” (University of Freiburg), Albert-Ludwigs-Universität Freiburg by Olga Glanz entitled “Investigations into the neural representation of prosodic, lexical, and syntactic properties of spontaneous, natural speech production using electrocorticography (ECoG)“. This document is not perfect with regard to its form and content, it was created as a lab-internal guideline, which provides detailed documentation of the state-of-the-art of the linguistic analyses by the time point this thesis was completed. We nevertheless hope that colleagues working in the area of spontaneous language processing may find this information useful.

 

Please cite it as: Neuromedical AI Lab (2019). "Linguistische Konventionen zur Erstellung des "The Freiburg/First Neurolinguistic Corpus", online.



Inhaltsverzeichnis

1.      Segmentierung. 4

1.1         Welche (Teil-)Sätze werden in die Datenbank aufgenommen?. 4

1.2         Wann ist ein (Teil-)Satz „vollständig“, wann „unvollständig“?. 6

2.      Der Zusammenhang der Valenz mit dem semantischen Kontext 8

2.1         Kontextabhängigkeit der Analysen. 8

2.2         Vollverben. 8

2.3         Imperative. 9

2.4         Modalverben. 9

2.5         Rechtschreibung: Konventionen und Konsequenzen für syntaktische Analysen. 11

2.5.1          Großschreibung bei Nominalisierung. 11

2.5.2          Zusammengezogene Verbformen: 11

2.5.3          Zusammen- oder Getrenntschreibung?. 12

2.5.4          Akzeptierte Varianten in der Schreibweise. 13

3.      Fokusakzent 15

4.      PoS (Parts of Speech) 16

4.1         Inventar der PoS-Analyse. 16

4.2         Genaue Bestimmung einzelner Termini 18

4.2.1          Prädikativsätze. 18

4.2.2          Kopula oder nicht-Kopula?. 18

4.2.3          Kopula oder Auxiliar?. 18

4.2.4          Imperativ. 18

4.3         Zweifelsfälle bei Tags. 19

4.3.1          ADJD oder VVPP?. 19

4.3.2          VM oder VV?. 19

4.3.3          PTKVZ oder ADV. 20

4.3.4          ADJD oder ADV?. 20

4.3.5          ADJD und ADJA. 20

4.3.6          ADV oder PTKNEG?. 21

4.3.7          PIS oder PIAT?. 21

4.3.8          PAV vs. PROAV. 21

4.3.9          PAV oder ADV?. 22

4.3.10        PWAV vs. PROWAV (analog zu PAV vs. PROAV) 22

4.3.11        „PWS“ vs. „PRELS” vs. „PWAT“ vs. „PWAV“. 23

4.3.12        CARD oder ART?. 23

4.4         Genauere Bestimmung einzelner Lexeme. 24

4.5         Partikel: MPTK, IPTK, FPTK, PTKNEG.. 26

4.5.1          Inventar 26

4.5.2          Partikel oder Adverb?. 27

4.5.3          Genauere Bestimmung einzelner Lexeme. 27

4.5.4          ADV oder PIAT aber keine Partikel: 32

4.5.5          Immer Partikel und kein ADV. 33

4.6         Umgang mit Nominalisierungen. 33

4.7         Fremdwörter und Fachausdrücke. 33

5.      Satzgliedanalyse und Dependenzanalyse. 34

5.1         Allgemeine Überlegungen von den PoS zur Satzgliedanalyse: 34

5.1.1          Welche Verben werden zu Satzgliedern?. 34

5.1.2          Welche Adverbien werden zu Satzgliedern?. 34

5.1.3          Welche PoS können als Köpfe von Adverbialen fungieren?. 34

5.1.4          Welche PoS können als Köpfe von Prädikativen fungieren?. 34

5.2         Teil 1: Inventar der detaillierten Satzgliedanalyse. 34

5.3         Teil 2: Inventar der Satzgliedanalyse nach Kopf 36

5.4         Teil 3: Satzgliedanalyse obligatorisch. 36

5.5         Inventar der Dependenzanalyse: 38

5.6         Hierarchie der Tags. 43

5.7         Zweifels- und Sonderfälle bei Tags. 44

5.7.1          Flektierte nicht-präpositionale Nominalphrasen, die nicht vom Verb abhängen (Dependenz) 44

5.7.2          Modalverben ohne Vollverben (Dependenz) 45

5.7.3          Von Verbpartikeln darf nichts als abhängig notiert werden! (Dependenz) 45

5.7.4          Modifikation von Prädikativen durch Präpositionalphrasen (Satzglieder/Dependenz) 45

5.7.5          Modifikation von Subjekten durch Präpositionalphrasen (Satzglieder/Dependenz) 46

6.      Übereinstimmung zwischen Analysen. 60

7.      Analyse der Syntax und der Satzverknüpfungen. 62

7.1         Hauptsätze. 62

7.1.1          Abgeschlossener Hauptsatz (=HS) 62

7.1.2          Hauptsatz oder uneingeleiteter Nebensatz?. 62

7.1.3          HS, dem obligatorisch ein HS oder NS folgt, welcher nicht durch das Verb gefordert wird  62

7.1.4          Hauptsatz als Diskursmarker/Floskel, auch elliptisch. 63

7.1.5          Matrix- HS mit einer davon abhängigen verblosen NS- artigen Struktur davor. 63

7.1.6          Abgeschlossener HS oder Matrix-Hauptsatz ?. 64

7.1.7          Matrix-HS mit NS danach. 64

7.1.8          Matrix-HS mit NS davor (der NS darf auch abgebrochen sein) 64

7.1.9          HS als Parenthese. 65

7.1.10        Hauptsatz, in dem das Bezugsobjekt von einem anderen Sprecher realisiert wird. 65

7.2         Nebensätze. 65

7.2.1          Uneingeleiteter Nebensatz. 65

7.2.2          Eingeleiteter Nebensatz. 65

7.2.3          NS mit verbloser HS-artiger Struktur davor 65

7.2.4          NS mit verbloser HS-artiger Struktur danach. 66

7.2.5          NS mit HS  davor (direkte od. indirekte Abhängigkeit) 66

7.2.6          NS mit HS danach (direkte od. indirekte Abhängigkeit) 66

7.2.7          NS ohne HS (sehr selten) 66

7.2.8          Objekt-NS. 67

7.2.9          Subjekt-NS. 67

7.2.10        Adverbial-NS. 67

7.2.11        Attributiv-NS. 67

7.2.12        NS als Parenthese. 68

7.2.13        Matrix-NS. 68

7.2.14        NS, die sich auf einen nicht vollständigen Matrixsatz beziehen. 68

7.2.15        Nebensatz, in dem das Bezugsobjekt von einem anderen Sprecher realisiert wird. 69

7.3         Schwierigkeiten. 69

7.3.1          Eingeleiteter oder uneingeleiteter Nebensatz?. 69

7.3.2          Adverbial- oder Attributivsatz?. 69

7.3.3          Schwierige Verben. 69

7.3.4          Abgeschlossener HS. 69

8.      Referenzen. 71

 

1.     Segmentierung

1.1             Welche (Teil-)Sätze werden in die Datenbank aufgenommen?

·         Es handelt sich um einen Haupt- oder Nebensatz

·         Es sind keine unverständlichen Elemente in den Grenzen des (Teil-)Satzes vorhanden.

·         Es sind keine Selbstreparaturen, kein Stottern, keine Zögerungssignale, keine Interjektionen innerhalb des (Teil-)Satzes vorhanden.

·         Pausen innerhalb des (Teil-)Satzes sind unter 200 ms lang[1], d.h., (Teil-)Sätze mit längeren Pausen innerhalb ihrer Grenzen werden nicht berücksichtigt[2].

·         Die ausgewählten (Teil-)Sätze beinhalten keine langen Überlappungen mit anderen Sprechern (max. 2 Silben)

o   Achtung: in der Spalte „Hochdeutsch“ wird immer die gesamte IP aufgenommen; sollten sich nicht-zulässige Elemente wie Überlappungen oder Unverständliches außerhalb des (Teil-)Satzes befinden, werden diese in der Hochdeutschspalte sowie im Transkript gekennzeichnet (d.h. mit eckigen Klammern, im (Teil-)Satz selbst wird es nicht gelöscht)

·         In die Grenzen des aufzunehmenden (Teil-)Satzes fallen alle vom Vollverb/vom Kopulaverb erfragbaren Satzglieder, die sich in derselben Intonationsphrase (IP) befinden. (Teil-)Sätze mit mehreren Vollverben in Koordination werden auch berücksichtigt (vgl. Dritschel, 1991).

·         Es wurde versucht, (Teil-)Sätze von Muttersprachlern als funktionsfähig oder nicht einstufen zu lassen und dies als Entscheidungsbasis zu verwenden. (Sätze des Typus „Ich muss[3] nach Hause“ oder „Darf ich das nicht?“.[4]) Aufgrund zu unterschiedlicher Meinungen wird die Entscheidung nicht mehr nach der Aussage von Muttersprachlern, sondern nach strukturellen Kriterien getroffen: Kommen keine Versprecher oder Hesitationen vor, wird der Satz aufgenommen.

·         Elliptische Sätze wie in den folgenden Beispielen

(a)

75

A:

wenn sie FERNsehn wollen,

 

76

 

können sie GERne;

 

 

 

 

(b)

167

A:     

HIER soll ich an einem gewInnspiel tEIlehmen-

 

168

B:

((unverständlich))

 

169

A:

=WILL ich nIch:;

 

 

 

 

(c)

49

A:    

alexander brauchst du AUCH nich mehr Anrufen,

 

50

       

=NE,

 

51

       

JA;

 

52

       

JA_a;

 

53

       

JA_a;

 

54

       

=BRAUCHste nich;

werden in die Datenbank mitaufgenommen. Theoretisch könnte bei solchen Fällen das Modalverb:

o   (1) von einem in der anderen IP liegenden Vollverb (a: „fernsehen“, b: „teilnehmen“, c: „anrufen“) abhängen oder

o   (2) sich als ein transitives Modalverb (Eisenberg, 2004: 97) verhalten und ein nicht-realisiertes direktes Objekt (z.B. „das“) annehmen (a: „Das können sie gerne.“, b: „Das will ich.“, c: „Das brauchst du nicht.“.

·         Wir gehen bei solchen (wenigen) Beispielen von (2) aus und betrachten den Verbalkomplex als vollständig[5].

·         „Grammatikalische Korrektheit” und „grammatikalische Abgeschlossenheit[6]“ der (Teil-)Sätze sind unterschiedliche Dimensionen der Analyse: Die aufgenommenen (Teil-)Sätze sind grammatikalisch korrekt. Unter „grammatikalisch korrekten” sprachlichen Einheiten sind hier diejenigen Einheiten gemeint, die in der Spontansprache etabliert sind und für muttersprachliche Bewerter als syntaktisch unauffällig produzierte Einheit gelten.

o   Beispiel: Der komplexe Satz „ich wollte, dass du mir hilfst“ wird in Form von zwei (Teil-)Sätzen - „ich wollte“ und „dass du mir hilfst“ - in die Datenbank aufgenommen.

·         Die (Teil-)Sätze bestehen aus einer und nicht aus mehreren IPs. Liegt ein vom K-Verb abhängiges Satzglied (oder ein Bestandteil dessen) in einer anderen IP, wird der (Teil-)Satz nur unter der Bedingung aufgenommen, dass es sich bei dem ausgelagerten Satzglied nicht um ein obligatorisches, valenzgebundenes Element handelt (wie dies in Beispiel 2 der Fall ist):

o   Beispiel 1 (der Teilsatz wird aufgenommen): „ich hab ALles bekOmmen; in taBLETtenform;“: die erste IP „ich hab ALles bekOmmen“ wird als (Teil-)Satz aufgenommen, der Inhalt der zweiten IP „in taBLETtenform“ bleibt außerhalb des gewählten (Teil-)Satzes.

o   Beispiel 2 (der Teilsatz wird nicht aufgenommen: „dass DIE: (0,78) en;

       „also-„

       „=das überhAupt nicht mehr dokumenTIEren konnten;“

=> das Subjekt liegt in einer anderen IP.

·         Bei mehreren (Teil-)Sätzen innerhalb von einer IP werden alle (Teil-)Sätze berücksichtigt, die den sämtlichen Auswahlkriterien entsprechenden.

·         Sätze, die vom Sprecher (z.B. zur Sicherung des Verstehens) wiederholt verwendet werden, werden berücksichtigt.

·         Verbmodifizierende Negationspartikel und davon abhängige lexikalische Elemente werden als Bestandteile des (Teil-)Satzes berücksichtigt (z.B. „Er kommt nicht mehr“).

·         Die (Teil-)Sätze beinhalten keine Wörter, die im Vor-vorfeld oder im Nachfeld stehen und vom Verb nicht erfragbar sind. Alle lexikalischen Elemente zwischen der linken und der rechten Klammer gehören zum (Teil-)Satz[7].

o   Bei im Mittelfeld endenden Sätzen gilt diese Regel auch für lexikalische Elemente im Mittelfeld, z.B. „Aber das Licht stört mich nicht so.“, „Den kriege ich des Öfteren halt.“: Das Vor-vorfeld-„aber“ und das Mittelfeld-„halt“ gelten als nicht dazugehörig.

o   Subordinierende Konjunktionen bei Nebensätzen liegen in der linken Klammer und bilden dementsprechend einen Teil des (Teil-)Satzes.

§  Sonderfall: Bei Sätzen mit V2-Stellung nach Konjunktionen liegt das nicht-erfragbare Vor-vorfeld außerhalb des (Teil-) Satzes: z.B. „weil“, in "weil sonst kAnn ich net EINschla[fen];"

§  Ausgeklammerte, vom K-Verb regierte Elemente der IP gehören zum (Teil-) Satz: „dass er noch vorBEIkommen wollte morgen.“

o   Sonderfall: (Teil-)Sätze mit Modalpartikeln, die, der Bewertung von Muttersprachlern nach, eine feste Redewendung darstellen:

§  „Es sei denn“: die Modalpartikel „denn“ wird in diesem Fall als Bestandteil des (Teil-)Satzes ebenfalls aufgenommen.

·         Achtung: Fokuspartikeln, die Bestandteile des Vorfelds modifizieren, gehören zum (Teil-) Satz:

o   Nur Dominik ist dann immer strikt.“

·         In Sätzen mit Appositionen (z.B. bei Topikalisierung) wie z.B. „Das Zeug hier, das schmeckt scheußlich.“ werden die Apposition „das“ und „das Zeug hier“ als Teile des Satzes annotiert.

·         Parenthetische Einschübe wie in „Bei mir ist, so gesehen, alles in Ordnung.“ gehören zum (Teil-)Satz

Um eine möglichst hohe Einheitlichkeit der Tabellen zu erzielen, wurden nur Teilsätze mit mindestens einem finiten Verb aufgenommen.

Infinitivergänzungen wie z.B. in „Dass da wenig Platz ist, um da reinzukommen“: „um da reinzukommen“ besitzt kein finites Verb und wird daher nicht als Teilsatz in die Analysen integriert. Auch eine Konstruktion wie „Herein spaziert“ fällt damit nicht unter die Kategorie der aufzunehmenden Sätze.

1.2             Wann ist ein (Teil-)Satz „vollständig“, wann „unvollständig“?

Der Nutzen: Die Unterscheidung zwischen „vollständigen“ und „unvollständigen“ (Teil-)Sätzen ermöglicht es, die Tatsache, dass es sich um syntaktisch unterschiedliche (Teil-)Satzarten handelt, in quantitativen Auswertungen zu berücksichtigen.

·         Ein (Teil-)Satz wird als „unvollständig“ kodiert, wenn in dessen Grenzen obligatorische, valenzgebundene Satzglieder fehlen.

o   z.B. Subjekte („Ist gerade?“) oder Objekte: („Kann ich machen.“).

·         „unvollständige“ (Teil-)Sätze können einfache Sätze mit einer Verbspitzenstellung sein (d.h. mit unbesetzter Topik-Position, ein typisches Merkmal des mündlichen Deutschen, cf. Auer, 1993) oder elliptische Sätze, die eine kontextbedingte Weglassung eines Arguments aufweisen (z.B. zur Vermeidung einer Wiederholung). Bei komplexen Sätzen sind es meistens Matrix-Sätze, die sich auf (Teil-)Satz-externe Argumente beziehen:

o   z.B. der (Teil-)Satz „ich glaube“ aus der IP „ich glaub ich geh lieber ins BETT;“ wird als „unvollständig“ kodiert, weil das von „glaube“ geforderte Akkusativobjekt außerhalb des (Teil-)Satzes liegt.

·         (Teil-)Sätze mit nicht-vollständig realisierten Argumenten werden als „vollständig“ bezeichnet, wenn der Kopf des Arguments realisiert ist: „Das ist ja fast Männermagazin.“ (fehlender Artikel in der Nominalphrase). D.h. unsere Beurteilung der Vollständigkeit bezieht sich auf die Struktur des (Teil-)Satzes auf der Ebene der Satzglieder und nicht auf der Ebene der Phrasen.

·         Um die Vollständigkeit eines (Teil-)Satzes zu bewerten, orientiert man sich zuerst an E-VALBU

·         Falls das Verb bei E-VALBU in der exakten Form nicht vorhanden ist, sucht man nach einem unmittelbaren semantischen und syntaktischen Nachbarn (z.B. „schauen12“ bei EVALBU für „gucken“, das nicht vorhanden ist) oder bei Verben mit trennbaren Verbpartikeln nach der Form ohne Partikel (z.B. „raten“ für „anraten“)

·         Nur wenn diese Schritte bei E-VALBU nicht möglich sind, z.B. bei Prädikativsätzen und idiomatischen Ausdrücken erfolgt die Bestimmung der Vollständigkeit durch die Einschätzung von Muttersprachlern, z.B. bei „begeistert sein“ oder „durch sein“

·         Achtung: bei E-VALBU hat ein Verb immer mehrere semantische Verwendungen; bitte die Form wählen, die dem Kontext des Satzes entspricht!

2.     Der Zusammenhang der Valenz mit dem semantischen Kontext

2.1             Kontextabhängigkeit der Analysen

Je nach Kontext können Analysen auf allen Ebenen unterschiedlich gemacht werden und sich dann auf die anderen Analysen auswirken. Daher ist es wichtig, immer den Kontext bei der Analyse zu berücksichtigen bzw. zum Teil größere Abschnitte nicht nur zu lesen, sondern auch anzuhören.

Einige Beispiele für die Wichtigkeit des Kontextes stellen die folgenden Beispiele dar:

·         Bei der PoS-Analyse ist der Kontext extrem wichtig für die Entscheidung ADV oder MPTK, weil es sich dabei um die Entscheidung epistemisch oder nicht-epistemisch handelt, die nur mithilfe des Kontexts getroffen werden kann.

·          „hier“ kann in manchen Fällen sowohl die Lesart als ADV als auch als PIAT haben, z.B. im Satz „Dass diese Lähmung durch den Schnitt hier stattfindet“. Hier kann „hier“ als Adverbial zu „stattfinden“ gelesen werden oder als Attribut zu „Schnitt“- Intonation und Kontext bieten hier die einzige Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen.

·         Manchmal ist die Entscheidung „ein oder zwei Adverbiale“ (s. Kapitel 5.1.3) ebenfalls vom Kontext abhängig:

o   „Da waren immer noch andere Leute da“: zwei Adverbiale, in dem „noch“ von „andere“ abhängt und „immer“ vom Verb[8]. Hier spielt die Intonation eine sehr große Rolle. Da der Akzent hier auf „Leute“ liegt, wird von dieser Dependenzvariante ausgegangen.

o   „Gibt immer noch die Möglichkeit, das was anderes nachkommt“: „immer noch“ ist ein Adverbial mit „noch“ als Kopf

·         Bei Sätzen mit dem Muster "pv vf s" oder "s vf pv" ist die Zuweisung von "s" und "pv" manchmal kontextabhängig und erfolgt anhand von Thema-Rhema-Zuweisungen[9].

o   Beispiele: „Das Einzige ist das Optische“ => pv v s

·         Auch Subjekt und Objekte können vom Kontext abhängen, so z.B. in „Was ändert das mit der Beinsache?“ => ao vf s; Hier würde auch eine Analyse s vf ao zunächst möglich scheinen, im Kontext betrachtet ergibt diese jedoch keinen Sinn.

2.2             Vollverben

o   Die Valenz mancher Verben ist kontextunabhängig, z.B. „sehen“, „wissen“, „lesen“, „verstehen“, „haben“ benötigen laut E-VALBU immer ein Subjekt und ein Akkusativobjekt.

o   Manche Verben benötigen je nach Kontext unterschiedlich viele Ergänzungen:

§  bei Lokalverben „liegen“/„legen“, „sitzen“/„setzen“, „stehen“/„stellen“ ist ein Lokaladverbial laut E-VALBU meistens erforderlich. (Teil-)Sätze mit diesen Verben ohne Lokaladverbiale können nur vollständig sein, wenn die Position im Raum (senkrecht/nicht beweglich/sitzend/waagerecht) betont wird bzw. bewusst abgegrenzt werden soll:

·          z.B. „Ich habe einen zähen Darm, wenn ich liege.“ („und nicht stehe“ à der 2. Teilsatz ist vollständig).

·         z.B. „Die Luft steht.“ („bewegt sich nicht“ à der Satz ist vollständig)

§  bei „kochen“ kann laut E-VALBU je nach Kontext ein Akkusativobjekt obligatorisch oder optional sein. Wenn die Handlung an sich betont wird, ist kein Akkusativobjekt erforderlich. Daher ist der Satz „Für den Papa kann man nicht kochen.“ vollständig.

§  bei „sagen“ kann laut E-VALBU je nach Kontext ein Dativobjekt obligatorisch oder optional sein, je nach der Rolle des Rezipienten:

·         "sagen 1" ("etwas sprachlich zum Ausdruck bringen"): Ksub, Kakk:

„Ich sag kein Wort davon mehr.“ (Der Satz ist ohne DO vollständig, wenn die Rolle des Rezipienten nicht wichtig ist: eine schwierige Unterscheidung zu "sagen 2" („jemandem etwas mündlich zur Kenntnis geben“): Ksub, Kakk, Kdat: „Mir brauchst du das nicht zu sagen.“

o   bei „trinken 1“ („etwas flüssiges zu sich nehmen“ ist das Akkusativobjekt optional

o   bei „schlafen 1“ (sich im Zustand des Schlafes befinden") ist das Lokaladverbial optional

o   bei „lesen 1“ ("etwas Schriftliches entziffern") ist ein Akkusativobjekt obligatorisch

o   bei „nerven“ (bei E-VALBU nicht registriert, wir haben und an die Valenz von „aufregen 2“ orientiert („etwas ärgerlich machen“): Ksub, Kakk, (Kadv) à ein Akkusativobjekt ist obligatorisch

o   bei „dauern“ und „gehen“ in der Funktion von „dauern“ siehe „dauern 1“ („irgendwie lange vor sich gehen“): Ksub, Kadv ist ein Temporaladverbial obligatorisch

o   bei „reagieren 3“ („etwas als Reaktion auf etwas zeigen“): Ksub, (Kprp), (Kprp) ist kein Modaladverbial erforderlich

o   bei Zweifelsfällen siehe Sektion „Anmerkungen“ für das jeweilige Verb bei E-VALBU

2.3             Imperative

·         Bei der Bestimmung der „Vollständigkeit“ überprüft man daher nur das Vorhandensein der anderen laut E-VALBU von der Valenz geforderten Elemente (Objekte, obligatorische Adverbiale)

·         Bei den Imperativen ist kein Subjekt erforderlich, Z.B. „Frag!“, „Warte!“, „Guck!“, „Lass!“

·         Vollständige Imperativsätze ohne Subjekt sind dunkelgrün zu kodieren (Hintergrund ist die schnellere Nachvollziehbarkeit bei späteren Überprüfungen)

·         Unvollständige Imperativsätze sind in hellgrün zu kodieren, z.B. „Lass“ („es“ fehlt)

·         Syntaktisch unvollständige (Teil-)Sätze sind in der (Teil-)Satzspalte hellgrün zu markieren! In die Spalte „unvollständig“ ist bei unvollständigen Sätzen eine 1, bei vollständigen eine 0 einzutragen.

2.4             Modalverben

o   Sätze mit Modalverben ohne VV oder VK können sowohl vollständig als auch unvollständig sein. (Unabhängig davon ist das Modalverb beim nicht-vorhandenen VV oder VK ist in der Dependenzanalyse als Kopf des (Teil-)Satzes zu analysieren[10].)

o   Vollständig:

§  Wenn sich das Modalverb (z.B. „dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen“) wie ein transitives Verb verhält und (beim vorhandenen Subjekt) ein direktes Objekt nimmt, ist der Satz als vollständig zu analysierenden, z.B.:

·         „Das möcht ich nicht.“

·         „Das will der Körper jetzt auch nicht mehr.“

·         „Darf ich das nicht?“

·         „Was soll es?“

§  Sätze mit Modalverben ohne VV/VK können auch im Kombination mit Lokaladverbialen vollständig sein (wenn der Einschätzung von Muttersprachlern nach keine valenzgebundenen Argumente fehlen), z:B.:

·         „Ich muss auf Toilette.“, „Du musst nachher sowieso wieder raus.“

·         „Deine Eltern wollen dann direkt heim.“

·         „Das kann weg.“

o   Unvollständig:

·         Wenn das transitive VM einen Objektsatz wie z.B. in „Er will, dass wir keine Movie mehr holen“ nimmt, ist der 1. (Teil-)Satz unvollständig.

·         Elliptische Sätze des Typus „Können sie gerne“, „Will ich nicht“, „Brauchst du nicht“ werden als unvollständig analysiert, da das direkte Objekt (z.B., „das“) fehlt.

o   Faustregel zur Feststellung, ob Sätze mit VM + Adverbial und ohne VV/VK vollständig sind oder nicht:

§  Kann der Satz um ein Akkusativobjekt ergänzt werden?

§  Ja? Dann ist er unvollständig, z.B. „Ich kann wegen dem Fernseher nicht.“ -> „es“ wäre ergänzbar.

§  Nein? Dann ist er vollständig, z.B. „Deine Eltern wollen dann direkt heim“ -> kein „es“ ergänzbar

§  Bei Sätzen des Typus „Mir ist kalt/warm/schlecht/…“ halten wir uns an EVALBU: Solche Sätze werden als vollständig und das ergänzbare „es“ (Subjekt) als fakultativ betrachtet: „Wenn das Kprd mit übel/schlecht/warm/kalt o.Ä. belegt ist, kann ein fakultativeseshinzugefügt werden“

·         Zur besseren Nachvollziehbarkeit bei besonders schwierigen Fällen bitte die Auswahl der Form bei E-VALBU und die Entscheidung für vollständig/unvollständig in der Tabelle kommentieren

o   z.B. „warten 2“ (in der Bedeutung von „eine irgendwie lange Zeit irgendwo in der Erwartung von etwas zubringen“): fordert laut E-VALBU ein Subjekt und ein Akkusativobjekt.

o   z.B. „fragen 1“ (in der Bedeutung von „jemandem eine Frage stellen“): fordert laut E-VALBU nur ein Subjekt, Akkusativobjekte sind optional.


2.5             Rechtschreibung: Konventionen und Konsequenzen für syntaktische Analysen

In der Regel werden bei der Übertragung der gesprochenen Sprache ins Standarddeutsche die Konventionen des Hochdeutschen eingehalten.

2.5.1          Großschreibung bei Nominalisierung

·         Nominalisierungen werden großgeschrieben:

o    Das Ekligste war hier.“

·         „bisschen“ mit „ss“

2.5.2          Zusammengezogene Verbformen:

·         „weisch(te)“, „bisch(te)“, „meinsch(te)“, „hasch(te)“ o.Ä. übertragen wir, wenn das Personalpronomen der 2. P. Sg. nicht realisiert wird, als „weißt du“, „bist du“, „meinst du“, „hast du“ usw. in die Hochdeutsch-Spalte

·         Das Personalpronomen wird immer hinter dem Verb ergänzt

·         Das gilt auch für die 1. Person Plural, z.B. wird “hammer” zu “haben wir”

·         Ausnahmen:

o   So z.B. „Wenn einen trockenen Mund hast.“

o   Würde man das Personalpronomen an der im Hochdeutschen grammatikalisch korrekten Position einfügen, würde in dieser Spalte ein „du“ stehen, das gar nicht geäußert wird

·         Achtung: Die 3. P. Sg. „isch“ übertragen wir immer ohne PPER („es“) ins Hochdeutsche

Verschmelzung aus Präposition und Artikel (APPRART in den PoS) wie z.B. „mitm“ übertragen wir auch genauso ins Hochdeutsche.

 

Wie überträgt man besondere Formen ins Hochdeutsche?

 

Die Kombination aus 1. oder 2. Person Singular und einem Verb in der 3. Person Plural übertragen wir nicht so ins Hochdeutsch; stattdessen verwenden wir die grammatikalisch korrekte Form des entsprechenden Verbs in der 1. oder 2. P. Sg.: „Ich merken alles da drin“ wird also zu „Ich merke alles da drin“

·         Die Konjunktivform „gäf“ oder auch „gif“ haben wir als „gäfe“ ins Hochdeutsch übertragen; diese Form kann je nach Kontext „würde“ („Ich gäfe sagen.“) oder „wird“ („So gäf et geschrieben“) bedeuten

·         Die Form „hen“ bzw. „hun“ ist als „hab“ ins Hochdeutsche zu übertragen

·         Die Form „lo“ ist je nach Kontext als „das“, „es“ oder „die“ zu übertragen

·         Die Form „hät“ in der Bedeutung „hat“ („dat Angela hät im BAD geschafft-“) oder „hab“ („bei co(.)ola_lE:it hät ich OUCH irgendwat;“) ist keine Konjunktivform, weshalb sie in diesen Fällen im Transkript auch nur mit einem „t“ geschrieben und ins Hochdeutsch als „hat“ oder „hab“ übertragen wird

·         „ne“ und „nö“ (statt „nein“) werden beide als „ne“ ins Hochdeutsch übertragen

 

2.5.3          Zusammen- oder Getrenntschreibung?

In der Regel: Orientierung am Duden Online (Ausnahmen separat aufgeführt)

·         Verb mit einer trennbaren Partikeln vs. Verb + Adverb:

o   „leer trinken“ vs. „leertrinken“: beim Duden sind beide Varianten unter „starkes Verb“ aufgelistet. Wir haben uns für die Variante „leertrinken“ entschieden.

o   Verben mit Adverbialen, die eine Ortsangabe darstellen sind laut Duden fast immer zusammengeschrieben, z.B. „hereinspazieren“ oder „danebenstehen“. Daran halten wir uns auch. Es dürfen allerdings keine Analogien gebildet werden, wenn das Wort im Duden nicht existiert. So wird „daneben hocken“ auseinander geschrieben, auch wenn „danebenstehen“ als ein Wort im Duden existiert.

o   Verbindungen mit „bleiben“, wie „stehen bleiben“ oder „liegen bleiben“ können laut Duden sowohl zusammen als auch getrennt geschrieben werden. Da wir „bleiben“ NICHT als Kopulaverb betrachten, ziehen wir die Zusammenschreibung vor.

o   Achtung: Manchmal ändern sich Eintragungen auch: „hineinlaufen“ existierte bis 31.01.2017 im Duden nicht, mittlerweile ist es als zusammengeschrieben im Duden vermerkt.

o   „sich wohl fühlen“ vs. „sich wohlfühlen“: beim Duden sind beide Varianten unter „starkes Verb“ aufgelistet. Wir haben uns für die Variante „wohl fühlen“ entschieden („wohl“ als adv, eine Abweichung von SdeWaC (Faaß und Eckart, 2013): dort als ptkvz).

o   „drinbleiben“:

§  1 Verb laut Duden. à „drin“ (in der PoS-Analyse) eine PTKVZ.

o   Im Gegensatz dazu gibt es „drin haben“ beim Duden nur separat.

o   Abhängig von der Rechtschreibung ergeben sich dann auch Unterschiede für die Satzgliedanalyse: im Satz „Ein bisschen ist dringeblieben“ bildet „drin“ kein eigenes Satzglied, was bei der getrennten Rechtschreibung („Ich habe Teile drin“) der Fall wäre.

o   „dastehen“ vs. „da stehen“: „in übertragener Bedeutung als 1 Verb (mit trennbarer Partikel), bei wörtlicher Bedeutung als 2 Wörter (1 Verb „stehen“ + ADV „da“)

o   „verloren gehen“: die getrennte Schreibweise wird vom Duden empfohlen, und wir halten uns daran.

·         „einmal“ gibt es im Duden nur zusammengeschrieben, analog dazu „zweimal“

·         „dadrin“ ist laut Duden ein Wort und wird daher zusammengeschrieben

·         Im Redefluss verschmolzene Präpositionen mit Artikeln werden zusammengeschrieben und als 1 Wort gezählt, da es in den PoS-Konventionen eine dafür vorgesehene Annotation gibt:

o   „Dann tut er am Kopf zucken.“

o   „Du kriegst es noch aufn Stuhl?“

o   „Ich muss sowieso aufs Klo“

·         „wie viel“ gibt es beim Duden nicht, aber bei dlexdb. Wir haben es als 2 Wörter behandelt

·         Sonderfälle: „nochmal“ vs. „noch mal“, „erstmal“ vs. „erst (ein)mal“ usw.:

o   „nochmal“ und „erstmal“ werden zusammengeschrieben, obwohl Duden das nur als alternative Schreibung betrachtet. Hintergrund: die Muttersprachler in der AG sind sich einig, dass es 1 Wort ist.

§  „Dann rufe ich in fünf Minuten nochmal an.“: zusammen, in PoS als adv

§  „Ich versuche dich irgendwann nochmal zu erreichen.“: zusammen, in PoS als adv

§  „Kannst du auch zu denen es erstmal dazupacken.“: zusammen, in PoS adv

o   Aber: „nicht mal“ ist getrennt zu schreiben (das gibt es beim Duden als eine Form nicht)

2.5.4          Akzeptierte Varianten in der Schreibweise

Bei der Übertragung von der Spalte der Transkriptzeile in die Spalte „Hochdeutsch“ werden zum Teil mündliche Realisierungsformen auch in der Übertragung in die Standardsprache akzeptiert. Diese spontansprachlichen Formen werden beibehalten, weil sie eine adäquatere Beschreibung der Wörter z.B. hinsichtlich ihrer phonologischen und metrischen Struktur bieten. Wann dies der Fall ist, wird in den folgenden Punkten präzisiert. Beide Varianten werden akzeptiert bei:

·         Normalerweise müsste die Form „grade“ (im Gegensatz zu „grad“) als Abweichung von „gerade“ akzeptiert werden. Wir übertragen jedoch hier konsequent beide Formen ins Standarddeutsche und machen daraus „gerade“.

·         1. Person Singular Indikativ Präsens:

o   Bei der Verwendung von bestimmten Verben wird oft in der 1. Person Singular des Indikativ Präsens das „e“ nicht realisiert, z.B. „ich sags dir“ oder „ich denk“; dazu zählen u.a.:


Ø  „sagen“

Ø  „denken“

Ø  „fragen“

Ø  „glauben“

Ø  „haben“

Ø  „meinen“

Ø  „brauchen“

Ø  „geben“

Ø  „behalten“

Ø  „werden“

Ø  „nehmen“

Ø  „kriegen“

Ø  „machen“

Ø  „sehen“

Ø  „klingeln“

Ø  „setzen“

Ø  „schlafen“

Ø  „versuchen“

Ø  „anfangen“

Ø  „aufpassen“

Ø  „gehen“

Ø  „kennen“

Ø  „tun“

Ø  „lassen“

Ø  „lesen“

Ø  „legen“

Ø  „kommen“

Ø  „warten“

Ø  „behalten“

Ø  „grüßen“

Ø  „bestellen“

Ø  „vorrücken“

Ø  „melden“

Ø  „finden“

Ø  „schreiben“

Ø  „anstoßen“

Ø  „möchten“

Ø  ……….

 

·    Die Schreibweise von diesen Verben hängt von der mündlichen Realisierung ab. Auch geschriebene Korpora (bspw. dlexdb) verwenden solche unterschiedlichen Varianten.

o   Die Akzeptanz beider Varianten bei diesen Verben gilt nur für die 1. Person Singular im Präsens, weil diese bei www.verbformen.de systematisch eine Alternativvariante angegeben wird

o   Zur Überprüfung kann man am besten nach „ich“ in der Transkript-Spalte suchen[11] und die Form des Verbs zwischen den Spalten vergleichen. In allen Spalten muss einheitlich die Variante mit/ohne „e“ stehen.

o   Bei Vergangenheitsformen „eIgentlich hatt ich KEI:NS;“ und bei der Verwendung des Konjunktivs „hätt ich fast geSACHT;“ hält man sich an die Standardrechtschreibung, weil die Grammatiken, die die gesprochenen Varianten miterfassen[12], diese Formen, anders als die 1. P. Präsens Singular, nicht als zulässige Varianten in der gesprochenen Sprache betrachten.

o   Für „sehen“ sind bei Netzverb (online) spontansprachliche Alternativen auch für die 1. und 3. Person Plural im Präsens Indikativ, Konjunktiv (1 und 2) und Perfekt angegeben; der Einheitlichkeit halber behandeln wir dieses Verb aber wie die anderen Verben auch, d.h. nur für die 1. Person Präsens Singular Indikativ wird die Variante ohne „e“ berücksichtigt.

·         Imperativ (2. Person Singular):

o   Z.B. „frag“/“frage“: beide Varianten sind möglich.

·         Pronominaladverbien wie z.B. „dran“/ „daran“

·         Adverbien „heute“, „gerne“, „alleine“, „müde“ und das ADJD „lange“: Wenn in der Transkript-Spalte „heut“, „gern“, „allein“, „müd“ oder „lang“ steht, wird diese Form auch bei der Übertragung in die Standardrechtschreibung gewählt.

3.     Fokusakzent

·         In der Spalte Wort-FA ist anzugeben, auf welchem Wort des (Teil-)Satzes der Fokusakzent (FA) liegt

·         Bei Zusammenziehungen von Wörtern in der Transkript-Spalte orientiert man sich an der Standard-Rechtschreibung:

o   „wanns REICHT;“= „wann es REICHT“ -> FA auf Wort 3

·         Vor- und Nachfeld werden bei der Zählung des FA nicht berücksichtigt, vgl. „aber die HOFFnung ist da;“ -> der FA liegt auf Wort 2, da erst ab „die“ gezählt wird

·         In „KEIne ahnung was passiert ist;“ liegt der FA auf einem Wort im Vorfeld -> „ahnung“ entspricht 0, „KEIne“ entspricht -1, daher liegt der FA auf Wort -1

·         Steht zwischen den Teilsätzen, die aufgenommen werden, noch etwas (z.B. ein „äh“) wird es bei der Erhebung des FA mitgezählt, vgl. z.B. „er will äh dat mer kein MOvie mehr holn;“: für den 1. Teilsatz „er will“ läge der FA auf 7

4.     PoS (Parts of Speech[13])

4.1             Inventar der PoS-Analyse

 

Kürzel

Erklärung

Beispiel

ADJA

Adjektiv, Attributiv, Ordinale

[Nur] dunkle [Wäsche]

ADJD

Adjektiv, Adverbial oder Prädikativ

[das ist] hässlich, [das geht] kaputt

ADV

Adverb

Nochmal, hier, bald, da, schon

APPR

Präposition, links des Nomens

Neben [dem Zimmer], von [gestern]

APPRART

Präposition mit Artikel

Beim [Zähneputzen], im [Schlaf]

APPO

Postposition

[ihm] zufolge, [der Sache] wegen

APZR

Postposition, rechts des Nomens

[von jetzt] an

ART

Definiter und indefiniter Artikel

Der, die, das, ein, eine,…

CARD

Kardinalzahlen (wenn die Betonung auf der Zahl/Menge liegt, sonst ART)

Einen [Tag] später, [alle] zwei [Tage]

FM

Fremdsprachliches Material

[Er hat das mit] a big fish [übersetzt]

ITJ

Interjektion (bei uns nie analysiert!)

Mhm, ach, tja

KOUI

Subordinierende Konjunktion mit zu und Infinitiv

Anstatt [zu gehen], um [zu helfen]

KOUS

Subordinierende Konjunktion mit Satz

Weil, dass, damit, wenn, ob, als, sondern, bis, wo (dialektal!) auch möglich

KON

Koordinative Konjunktion

Und, oder, aber

KOKOM

Komparative Konjunktion

Als, wie

NN

Nomen

Tisch, Herr, Leben

NE

Eigenname

Hans, Hamburg, VW

PDS

Ersetzendes Demonstrativpronomen

Dieser, jener, das

PDAT

Attributives Demonstrativpronomen

Jener [Patient]

PIS

Ersetzendes Indefinitpronomen

Keiner, welche, man, viele, alle, irgendwelche, nichts, andere, beide, einige, jemand, manche, mehrere, jeder

PIAT

Attributives Indefinitpronomen

Viel [Arbeit], keine [Vase], alle [zwei Tage]

PPER

Nichtreflexives Personalpronomen

Ich, er, ihm, mich, dir, es

PPOSS

Ersetzendes Possessivpronomen

Meins, deiner

PPOSAT

 

Attributives Possessivpronomen

Mein [Vorschlag], deine [Tochter]

PAV

Pronominales Adverb

[Es ist System] drin; [Die] dabei [ist]

PROAV

Adverbiales Pronomen

[Wenn ich] dran [denke]; [Schaff mal] damit

FPTK

Fokuspartikel

Nur [bestimmte Menschen], gar [nicht]

IPTK

Intensitätspartikel

So [scharf], [Es hat] sehr [gut geschmeckt]

MPTK

Modalpartikel

Bitte, [Das ist vom Haus] halt [geregelt], [Komm] mal [her], [Ich lag] ja [noch öfters…]

PRELS

Ersetzendes Relativpronomen

[Der Mann], der [mir das trägt], [Man kann ja mal gucken], was [kommt] („was“ nur in einem Aussagesatz als PRELS)

PRF

Reflexives Personalpronomen

Mich, sich, mir, dir

PWS

Ersetzendes Interrogativpronomen

Wer, was, wieviel (ohne NN)

PWAT

Attributives Interrogativ- oder Relativpronomen

Welche [Ecke], [in] was [für ein Gebiet]

PROWAV

Adverbiales Relativpronomen

Wovor [wir Angst haben]

PWAV

Adverbiales Interrogativpronomen

Warum [schläft er], Wie [hat er gemeint], Wie [viel noch drauf ist]

PTKZU

Zu vor Infinitiv

[Was] zu [trinken], [um] zu [helfen]

PTKNEG

Negationspartikel

Nicht

PTKVZ

Abtrennbare Verbpartikel

[Das geht beim Duschen] ab, [Wo fängt man denn] an?

PTKA

Partikel mit Adjektiv oder Adverb

Zu [scharf]

SPELL

Buchstabenabfolge

k.o.

TRUNC

Abgetrenntes Prä- oder Suffix

An – [und Abreise]

VVFIN

Finites Verb, Vollverb

[du] gehst, [wir] kommen [an]

VVIMP

Imperativ, Vollverb

Guck!

VVINF

Infinitiv, Vollverb

[Den weivielten] haben [wir heute], [Ich würde] sagen

VVIZU

Infinitiv mit zu, Vollverb

[Hab ich Lust, mal] aufzustehen, [Brauchst es nur] mitzubringen

[wenig Platz, um da] reinzukommen (wird bei Weblicht als Nebensatz analysiert!)

VVPP

Partizip Perfekt, Vollverb

Gegangen, angekommen

VAFIN

Finites Verb, Auxiliar

[Es] hat [geschwappt]

VAIMP

Imperativ, Auxiliar

Sei [still]

VAINF

Infinitiv, Auxiliar

[So müssen noch die Tabletten geholt] werden, [gehabt] haben

VAPP

Partizip Perfekt, Auxiliar

[Die Elektroden sind verlegt] worden, [Auf einmal haben die mich abgestöpselt] gehabt

VMFIN

Finites Verb, Modalverb

[Wie] soll [das gehen], Musst [dir vorstellen]

VMINF

Infinites Verb, Modalverb

[Hättest dann sagen] müssen

VMPP

Partizip Perfekt, Modalverb

Gekonnt, [er hat gehen] können

 

 

 

 

4.2             Genaue Bestimmung einzelner Termini

4.2.1          Prädikativsätze

·         werden definiert laut Canoo (online, http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Satz/Satzglied/Praedikat/Praedikativ.html)

·         Typischerweise: „sein“, „werden“ und „heißen“ (NICHT: „bleiben“) (Eisenberg, 2004: 85) in Verbindung mit einem Prädikatsnomen, z.B. „Andreas ist Lehrer“ oder „Sie ist schön

·         Aber auch Adverbien können als Prädikative gelten, z.B. „Sie ist da“, „Die OP ist am Montag“.

·         Es gibt auch den Fall, dass ein PDS als Prädikativ fungiert: „Das ist dasselbe“ wird als PDS VKFIN PDS annotiert

4.2.2          Kopula oder nicht-Kopula?[14]

·         Verben wie „aussehen“, „sich schick machen“, „sich fühlen“ etc. werden als Vollverben annotiert.

·         Im Satz „Das nennt man Leben“ wäre „nennen“ also nicht als VK zu annotieren, sondern als VV

·         ACHTUNG: Im Falle von „es gibt“ wird immer s vf ao analysiert, nie ein Prädikativsatz!

·         ACHTUNG: „dableiben“, „drinbleiben“, „hierbleiben“ sind laut Duden eigene Vollverben mit trennbaren Partikeln; ABER: „stehen bleiben“ oder „liegen bleiben“ schreiben wir getrennt!

4.2.3          Kopula oder Auxiliar?

·         Ist das irgendwie jetzt ausgegangen?“: Zustandsveränderung, daher finites Auxiliar

·         „Der ist noch nicht eingerichtet“/ „Der (NE) ist etwas besser getroffen.“: Zustand, daher Kopula

·         „Ich war ja schon vollgepumpt mit Schmerzmitteln“: schwieriger Fall, es handelt sich aber um einen Zustand, daher Annotation als Kopula und nicht als Auxiliar

·         Wer ist dem größeren Risiko ausgesetzt?“:

o   „ist“ als VK und nicht als VA, da es sich um Zustand und keine Zustandsveränderung handelt

·         Solche Unterschiede werden in automatischen Korpora nicht gemacht: alles wird als Auxiliar annotiert, weil diese Unterschiede semantikbezogen sind

·         Achtung: manchmal finden sich verkappte Passivsätze[15] wie „So scharf ist das geschrieben“ oder „So gäf et geschrieben“, in denen das „ist“ (bzw. „gäf“) einem „wird“ entspricht; in solchen Fällen ist „ist“ als VA und nicht als VK zu annotieren!

·         Bei schwierigen Fällen wie z.B. „Dass es gestört ist“ wo sowohl die Passiv-Lesart („ist“ anstelle von „wird“) als auch die Prädikativsatz-Lesart möglich ist, haben wir uns für letztere entschieden

4.2.4          Imperativ

·         Achtung: Vollverben, die Befehle in nicht-imperativer Form ausdrücken, werden nicht als Imperative analysiert!

4.3             Zweifelsfälle bei Tags

4.3.1          ADJD oder VVPP?

·         Grundsätzlich gilt: sowohl ADJD als auch VVPP können in Kombination mit VKFIN vorkommen

·         Vgl. „Der ist noch nicht eingerichtet.“:

o   Weil „eingerichtet“ beim Duden nicht als ein eigenes Adverb registriert ist, gehen wir davon aus, dass es ein Partizip ist und annotieren es in der PoS-Analyse als VVPP

o   „ist“ wird als VKFIN annotiert.

·         Dasselbe gilt für das Beispiel „Dann bin ich auch beruhigt.“

·         „Ich bin mal gespannt“: „gespannt“ als ADJD und nicht als VVPP von „spannen“

·         „Wer ist dem größeren Risiko ausgesetzt?“: „ausgesetzt“ als VVPP und nicht als ADJD, da es im Duden nur einen Eintrag als Partizip hat

·         Eine Ausnahme sind „kriegen“-Sätze, wie z.B. „Da kriegt einer die Knochen verlängert“. Hier wird das Partizip zwar als vvpp annotiert und in der Dependenz als post-nominales Attribut behandelt (das kommt sehr selten vor, aber es kann auch bei ADJDs vorkommen, z.B. bei dem Fußball-Motto „Du hast die Haare schön“)

·         Die PoS-Zuweisung bei solchen Sätzen kann von der Semantik abhängig sein:

o   Z.B. wäre im Satz „Der ist verrückt“ die PoS-Zuweisung davon abhängig, was die Referenz von „der“ ist:

§  „der Mann“ à „verrückt“ als ADJD (eine beim Duden registrierte Form)

§  „der Tisch“ à „verrückt“ als Partizip von „rücken“

§  „ist“ ist in beiden Fällen VKFIN

§  Das ist ein Beispiel, bei dem man den Kontext braucht und bei dem automatischen Parser (ein Parser von Weblicht) den Unterschied nicht erkennen können:

„würde + Infinitiv“ bzw. „gäfe + Infinitiv“

·         Wird trotz der modalen Funktion als VA und nicht als VM annotiert

4.3.2          VM oder VV?

·         Laut Eisenberg (2004: 91) zählen „dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen“ immer zu den Modalverben. Diese Verben werden dementsprechend in der PoS-Analyse IMMER als VM annotiert, (unabhängig davon ob sie in Sätzen ohne VM/VK als transitive Modalverben (vgl. Eisenberg, 2004: 97) fungieren und ein direktes Objekt annehmen oder nicht[16]).

·         Laut Eisenberg (2004: 91) können „brauchen, möchten, nicht brauchen, lassen“ je nach Kontext entweder als Modalverben oder als Vollverben fungieren, und wir machen diese Unterscheidung in der PoS-Analyse, z.B:

o   „Ich lass euch anfunken.“ (als VMFIN)

o   „Eine Chance wollte ich dir lassen“. (als VVINF)

o   Bei Zweifelsfällen, wenn das Transkript nicht genug Information bietet, ist das Verb default als VM zu annotieren

4.3.3          PTKVZ oder ADV

·         Orientierung am Duden, um festzustellen, ob es sich um PTKVZ oder ADV handelt

·         In Kombination mit „stehen“ kann „da“ PTKVZ oder ADV sein:

o   PTKVZ: „er steht gut da“ → keine lokale Bedeutung; „dastehen“ wird zusammengeschrieben

o   ADV: „er steht da, nicht hier“ → lokale Bedeutung; „da stehen“ wird auseinander geschrieben

·         In Kombination mit „sein“ und mit der Bedeutung „sich befinden“ ist „da“ immer ein ADV und kein PTKVZ

4.3.4          ADJD oder ADV?

·         Prinzipiell wird als ADJD analysiert, was flektierbar ist, als ADV, was nicht-flektierbar ist. (unabhängig von der Semantik oder der Funktion im Satz – also auch unabhängig davon, ob Prädikativ oder nicht)

·         „gerade, „gleich“, „eben“ (zeitbezogen) sind ADV:

o   Diese Wörter nehmen als Adjektiv eine andere Bedeutung an (Homonyme).

o   Darüber hinaus können „gerade“ und „eben“ auch Partikeln sein.

·         „gerade“ (ohne Zeitbezug) ist ein ADJD, z.B. „Das Bett ist gerade“

·         „kurz“ und „lang(e)“ (zeitbezogen) wird als ADJD analysiert, weil man auch „kurze Zeit“ mit derselben Bedeutung sagen kann.

·         „später“ wird als ADJD analysiert, da es mit Nomen in derselben zeitlichen Bedeutung verwendet wird, vgl. „der spätere Zug“

·         „anders“ ist ein ADV (weil nicht flektierbar!)

·         „einfach“ ist ADJD (= „nicht schwer“), kann aber auch eine Modalpartikel sein

·         „sicher“ in „Ich sehe sicher schlimm aus“: ADV weil die Bedeutung in adjektivischer Form eine andere wäre.

·         Analog zu „sicher“ ist auch „bestimmt“ in „Zieht sich bestimmt weit hin.“ ADV und nicht ADJD

·         „fertig“ im Sinne von „müde“ ist ADV und kein ADJD, „fertig“ im Sinne von „vollendet“ ist ADJD

·         „wirklich“ kann im Sinne von „tatsächlich“ ADV sein (z.B. in „Dass die wirklich weg sind“), in manchen Sätzen ist es allerdings auch, dann aber mit einer anderen Semantik, flektierbar und daher ADJD (z.B. in einem Satz wie „Er hat wirkliche Angst“ (fiktives Beispiel)).

·         „richtig“ im Sinne von „in der Tat, tatsächlich, wahrhaftig, wirklich“ ist ADV, „richtig“ im Sinne von „richtig oder falsch“ ist ADJD[17]

4.3.5          ADJD und ADJA

·         Achtung, hier vertippt man sich recht schnell

4.3.6          ADV oder PTKNEG?

·         Adverbien sind erfragbar, Negationspartikel nicht

·         Nur „nicht“ ist eine Negationspartikel

·         „nie“ wird dementsprechend als adv annotiert

4.3.7          PIS oder PIAT?

·         Wenn es ein PIAT gibt, muss es ein NN/PPER/PAV/PROAV geben:

o   Z.B. „ein bisschen Wasser/was“, „genug andere“, „viele Menschen“, „ziemlich viele davon“

·         Ebenfalls möglich ist die Kombination von PIAT mit PIS:

o   PIS PIAT: „nichts mehr“

o   PIAT PIS: „So was habe ich noch nie erlebt“

o   PIS PIAT: „jemand anderes“

·         Gibt es kein NN/PPER/PAV, handelt es sich um ein PIS:

o   „bisschen“ ohne NN ist ein PIS.

o   „viel“/“vieles“ ohne NN ist ein PIS, z.B. „Wie viel ist es?“ oder ein ADV, wenn es im Zusammenhang mit einem Komparativ verwendet wird. Bsp.: Er ist ja auch viel schlanker wie ich.

·         Es dürfen nur PIAT, keine PIDAT vorkommen.

4.3.8          PAV vs. PROAV

·         Von uns eingeführte Unterscheidung!

·         Achtung: im Tiger-Annotationsschema fallen unter die Bezeichnung PROAV sowohl Pronominaladverbien als auch Adverbialpronomen. Nicht verwechseln!

·         Sehr heikle Unterscheidung, da die Sätze häufig ähnlich aussehen, z.B. „Wie man drauf ist“ vs. „Ist nichts drauf“. Im ersten Satz ist „drauf“ ein PROAV, im zweiten ein PAV. Die präziseren Unterscheidungskriterien lauten wie folgt:

·         PAV, Pronominaladverbien:

o   Mit Fragen nach Adverbien erfragbar und durch Adverbien ersetzbar (àAdverbial)

o   Vgl. „Ich hab Schmerzmittel dadrin.“ à „Wo?“ –„In der Box.“

o   „dabei“ ist immer PAV

·         PROAV, Adverbialpronomen:

o   mit Fragen nach nominalen Elementen erfragbar und durch nominale Elemente ersetzbar (àObjekt)

o   Vgl. „Weiß von nichts.“ à „Wovon?“ – „Von dieser Geschichte.“

o   „Kommt drauf an“ -> „auf was?“ => „wie viel Zeit der hat“

·         Achtung: manchmal können solche Wörter sowohl durch Fragen nach nominalen Satzgliedern als auch durch Fragen nach den Adverbialen erfragt werden:

o   Vgl.: „Dann brauch ich nochmal ein bisschen Wasser drauf.“ → Wohin?/Worauf?

o   Wenn Erfragung durch Adverbialfragen möglich ist, wird das Wort als ein Pronominaladverb bezeichnet.

o   Vgl. „Es kommt immer darauf an.“ → nur „Worauf?“ (PO) ist möglich

4.3.9          PAV oder ADV?

·         Es gilt: wenn von einer Präposition abgeleitet, handelt es sich um ein PAV, ansonsten um ein ADV

·         „dran“, „drin“, „dadrin“, „(d)rüber“, „(d)runter“, „trotzdem“, „davon“, „darauf“, „daraus“, „dahin“, „dafür“, „deswegen“, „dabei“ usw. werden als PAV annotiert (damit es einheitlich gemacht ist!)

·         Achtung: die hier aufgeführten Wörter sind niemals ADV, sie müssen aber nicht immer ein PAV sein, sondern können auch als PROAV vorkommen:

o   In „Ich denke dran“ ist „daran“ ein PROAV

o   In „Es klebt dran“ ist „dran“ dagegen ein PAV

·         „dadrin“ ist laut Duden ein Wort und wird daher zusammengeschrieben!

·         Achtung: „draußen“ ist adv, nicht pav

·         Achtung: „drüben“ ist adv, nicht pav

·         An dieser Stelle muss man besonders aufpassen, weil „(d)rüber“ ein pav ist und „drüben“ nicht

4.3.10      PWAV vs. PROWAV (analog zu PAV vs. PROAV)

·         Von uns eingeführte Unterscheidung!

·         Achtung: wir unterscheiden zwar, ob es sich um Adverbien oder Pronomen handelt, nicht aber, ob diese in Interrogativ oder in Relativsätzen auftreten[18]

·         PWAV, adverbiale Interrogativ- oder Relativadverbien:

o   Z.B. „wo“, „warum“

o   „was“ kann die Funktion von „warum“ haben und muss dann auch als PWAV annotiert werden, z.B. „Was piepst der denn jetzt schon wieder?“ (ansonsten ist „was“ aber immer ein PWS)

o   „wo“ kann die Funktion „als“ haben und muss dann als KOUS und nicht als PWAV annotiert werden, z.B. „wo meine Mutter mich hergebracht hat“ oder „wo sie sagen konnten“

o   Achtung: „wie“ ist immer PWAV, egal ob es sich dabei um ein Interrogativpronomen, wie in „Wie klingel ich jetzt?“, um ein attributives Interrogativpronomen wie in „Wie viel hast du?“ oder um ein Relativpronomen wie in „so harmlos, wie das ist“ handelt!

·         PROWAV, adverbiale Interrogativ- oder Relativpronomen:

o   PROWAV ist eine neue Kennzeichnung, die wir selber eingeführt haben!

o   PROWAV sind von Präpositionen abgeleitet, z.B. „womit“ („Der Kugelschreiben, womit ich schreibe“), „wofür

o   Z.B.: „Das ist ja das, wovor wir Angst haben“.

·         Wenn beides möglich wäre, wird das Wort immer als PWAV annotiert (analog zu PAV-PROAV, wo Zweifelsfälle als PAV annotiert werden):

o   Vgl. „weswegen + Relativsatz“, z.B. „Der Grund, weswegen ich traurig bin“:

§  Kann durch „wegen was“ oder durch „warum“ erfragt werden

§  Wird als PWAV annotiert

·         PWAV werden dementsprechend als ADV in der Satzgliedanalyse annotiert und PROWAV als Objekte.

4.3.11       „PWS“ vs. „PRELS” vs. „PWAT“ vs. „PWAV“

·         PWS, substituierendes Interrogativpronomen, in Fragesätzen

o   „Wer hat das gemacht?“ (nur bei Fragesätzen)

o   Auch mit Präposition (wenn ohne NP): „Den wievielten haben wir heute?“

o   „was“ in Fragesätzen ist eigentlich immer als PWS zu annotieren (bis auf einige Ausnahmen, in denen es „warum“ bedeutet und PWAV ist, vgl. „Was piepst der jetzt schon wieder?“)

o   Anmerkung: Achtung bei PWS und PDS, da vertippt man sich schnell mal!

·         PRELS, substituierendes Relativpronomen, in Relativsätzen (was, wer, die, der):

o   Der Unterschied zu PROWAV: PROWAV werden von Adverbien abgeleitet, PRELS nicht.

·         PWAT, attribuierendes Interrogativ- oder Relativpronomen[19]

o   Achtung: wir unterscheiden nicht zwischen PWAT (Interrogativ) und PRELAT (Relativ), da PRELAT in der gesprochenen Sprache extrem selten sind!

o   „…, welche Ecke können sie jetzt managen.“

o   Modifiziert bei Fragesätzen und bei Relativsätzen eine Nominalphrase.

o   Kann auch eine Präpositionalphrase modifizieren: „…in was für ein Gebiet springt er über“

·         PWAV, adverbiales Interrogativ- oder Relativadverb[20]:

o   Erfüllt bei Fragesätzen und bei Relativsätzen die Funktion eines Temporal-, Modal- oder Lokaladverbials:

§  „Wann bist du denn ungefähr da?“

§  „Wie klingel ich jetzt hier?“

4.3.12      CARD oder ART?

·         Grundsätzlich gilt: die Default Version ist immer ART!

·         CARD wird dann verwendet, wenn aus dem Kontext der Bezug auf eine Anzahl/Zahl/Menge ganz deutlich hervorgeht, so z.B. „Er liest einen Artikel so lang“, wo es darum geht, dass jemand schon für das Lesen eines einzigen Artikels so lange dauert, dass es auffällig ist

·         „Das haben wir einen Tag später gesehen“: „einen“ als CARD, da es durch andere Kardinalzahlen ersetzt werden könnte

·         Analog: „noch eine Tablette“, „ich habe noch eine [Zeitung] gekauft.

·         Schwierige Fälle, die den Kontext benötigen und für automatische Tagger schwer analysierbar sind:

o   „Ich habe noch ein Buch vom Pferd“:

§  „ein“ als CARD: „noch ein Buch“ (man hat ein einziges Buch über Pferde)

§  „ein“ als ART: „habe noch“ (man hat mehrere Bücher über Pferde)

§  Wir betrachten „ein“ als Artikel

§  Begründung: in diesem Gespräch ging es um Pferde und darüber wie toll diese Tiere sind; vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass der Sprecher mehrere Bücher über Pferde besitzt

o   Mehr solche Beispiele sind bei Canoo zu finden: http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Adjektiv/Zahlen/Kardinal.html

·         Ordinalzahlen wie z.B. in „Montag war die erste Operation.“ werden zusammen mit den Kardinalzahlen als CARD annotiert und in der Dependenzanalyse so wie diese als DET behandelt

 

4.4             Genauere Bestimmung einzelner Lexeme

„andere“

·         „andere“ + NN o.Ä. ist als PIAT und nicht als ADJD zu annotieren, z.B. „In der anderen Tasche sind noch welche.“

·         Erklärung: „andere“ ohne NN ist auch ein PIS, vgl. z.B. „Wenn ich anderen helfen könnte.“

„das“

·         „das“ ohne NN ist immer ein PDS und kein PPER!

·         „das“ wird in der Funktion eines Demonstrativpronomens oft fälschlicherweise als PPER annotiert

„derselbe, dieselbe, dasselbe“

·         Laut Wiktionary und Canoo handelt es sich um ein Demonstrativpronomen

·         Laut Weblicht handelt es sich um ein PDAT (attribuierendes Demonstrativpronomen), in unserem Beispiel ist „dasselbe“ aber nicht attributiv

·         Deswegen haben wir „dasselbe“ hier als PDS (substituierendes Demonstrativpronomen) klassifiziert

„dich”, „mich”, „sich”

·         Beziehen sich „mich“, „dich“ und „sich“ auf das Subjekt werden sie als PRF annotiert; ist das nicht der Fall, handelt es sich um PPER.

„du”

·         wird immer als PPER annotiert (inkl. bei Verwendung im Sinne von „man“ oder „ich“).

·         = Pauschallösung, weil nicht immer klar unterscheidbar ist, wer genau mit „du“ gemeint ist.„Du“-Verwendungen mit unterschiedlichen Perspektiven könnte ein interessantes Thema für eine BA/MA sein. Ein Rating-Verfahren und eine große Datenmenge sind aber notwendig.

„es“

·         „Es“ ist immer PPER, nie PDS!

·         Vgl. auch Pittner und Berman (2010: 126): „Es ist deklinierbar und kann alleine als NP auftreten. Es handelt sich also um ein Personalpronomen. Dies trifft uneingeschränkt zu, wenn es als Satzglied auftritt. Die Bestimmung der Wortart von es in den anderen Verwendungsweisen ist problematisch, da es nicht in Bezug auf das oben genannte Paradigma gesehen werden kann. In diesen Verwendungsweisen kann nur es und keine andere Form auftreten. Es wird daher häufig darauf verzichtet, die Wortart von es in diesen Verwendungsweisen genauer zu spezifizieren. Stattdessen spricht man von Korrelat, Vorfeld-es bzw. expletivem es. Dies sind natürlich im strengen Sinn keine Wortarten[21].“

 „etwas“

·         als NP ist „etwas“ PIS

·         Bei „etwas + NN/PIS“ ist „etwas“ piat

„kein“

·         „kein + NN“:

o   Beim Tagset PIAT (attributives Indefinitpronomen).

o   Bei Eisenberg (2004: 141) eine Negationsartikel.

o   Wir bleiben bei der Tagset-Variante!

·         „keine/s“ (ohne NN) ist ein PIS: z.B. „Ich hatte keins an: „keins“ als PIS

„mehr“

·         „mehr“:

o   kann entweder als Adverb oder als Pronomen verwendet werden

o   PIS: als Kopf einer Nominalphrase

o   PIAT: als Modifikator eines Nomens

·         „nichts mehr (+vv)“: PIS PIAT

·         „noch mehr Kopfschmerzen“: ADV PIAT NN

·         „nicht mehr“, „keine (NN) mehr“:

o   Z.B. „Das will der Körper jetzt auch nicht mehr“: PTKNEG ADV in den PoS; in der Satzgliedanalyse bildet „nicht mehr“ kein einzelnes Satzglied!

o   Weblicht macht es bei „nicht/keine XX + mehr“ auch so.

·         „Das weiß ich noch nicht mal mehr“:

o   „mehr“ als ADV

o   PDS VVFIN PPER ADV PTKNEG MPTK ADV

„so“: PoS und syntaktischer Status?

·         als IPTK:

o   wenn sie eine ADJD oder ein PIS modifiziert und dabei den semantischen Effekt verstärkt

o   Z.B.: „Die ist so lustig“, „Ist die so schwer?“

o   „So viele brauche ich nicht“.

·         als MPTK:

o   wenn sie eine ADJD modifiziert, ohne den semantischen Effekt zu verstärken

o   Z.B. „Braucht man nicht so großartig.“

·         als ADV:

o   bei Modifikation von Verben, als Modaladverbial

o   Z.B. „Wir machen es so dann.“, „Dann werde ich so weiter gucken.“, „Fühlt es sich so an.“ Beantwortet die Frage „Wie?“

·         als PIAT:

o   Z.B.: „Ich kriege so ein komisches Zeugs da.“, „Dann bringen Sie mir so einen Untersetzer“, „Das sind alles so Sachen“

o   In diesen Fällen ist „so ein“ durch „solch ein“ bzw. „so Sachen“ durch „solche Sachen“ ersetzbar und als PIAT analysierbar.

o   In der Dependenzanalyse wird es in solchen Fällen als DET bezeichnet.[22]

o   Das stimmt auch mit Hagen Hirschmann (2014) überein, der „so“ als Artikel/Determinierer (etwas zwischen „ein“ und „der“) betrachtet[23]

o   Im Satz „So was hab ich noch nie erlebt.“ wird „so“ als PIAT und „was“ als PIS analysiert.

·         Letztlich entscheiden Pragmatik, Referenz und Prosodie, welche Funktion „so“ erfüllt. In Zweifelsfällen sollte man den (Teil-)Satz also immer anhören.

Die Konstruktion „was für“

·         Handelt es sich um einen Relativsatz, wird das „was“ als PWAT annotiert, z.B. „In was für ein Gebiet springt der über.“

·         Handelt es sich um einen Fragesatz, wird das „was“ als PWS annotiert, z.B. „Was ist heut für ein Tag?“ oder „Was für ein Problem hat es?“

„zu“ - APPR, PTKZU oder PTKA:

·         „zu dritt“: APPR

·         „um zu machen“: PTKZU

o   ACHTUNG: Z.B. in „wenig Platz, um da reinzukommen“, ist das „zu“ im Verb integriert und dann mit dem Verb als VVIZU zu analysieren.

·         „zu schnell“: PTKA

 

4.5             Partikel: MPTK, IPTK, FPTK, PTKNEG

Bei der Unterscheidung der Partikeln MPTK IPTK und FPTK orientieren wir uns am Kontext und an Canoo (online).

4.5.1          Inventar

·         IPTK, Intensitätspartikel:

o   Zur stärkeren/schwächeren Intensität des durch das z.B. Adjektiv/Adverb/Indefinitpronomen ausgedrückten Inhalts

o   „Es ist echt doof hier.“, Ich hab ziemlich viele davon genommen.

·         FPTK, Fokuspartikel:

o   Beziehen sich immer auf das darauffolgende Wort,

o   Dazu zählen laut Eisenberg (2004: 232) u.a. „nur“[24], „sogar“, „gerade“ und „genau“

o   „Im Prinzip trinke ich eigentlich viel.“, „Ich hab nur versehentlich draufgeguckt.“

·         MPTK, Modalpartikel:

o   Modalpartikel beziehen laut Eisenberg (2004: 233) den Satzinhalt auf die Sprechsituation

o   Laut Weydt (1969: 61) teilen Modalpartikel „die Stellung des Sprechers zum Gesagten mit“

o   Laut Musan (2009: 28) „können diese Partikel Signale darüber geben, was für eine subjektive Einstellung der Sprecher zu dem im Rest des Satzes geäußerten Sachverhalt hat“

o   Musan (2009) nennt z.B. Abschwächung des Wahrheitsgehalts in „Das Buch ist schon gut (aber etwas langweilig)“ oder Ausdruck eines vorausgesetzten gemeinsamen Vorwissens in „Der Kodiakbär ist ja (bekanntlich) der größte Bär, den es gibt“

o   Beispiele aus unserem Korpus: „Das ist doch kein Film.“, „Wer ist denn das?“

o   Ein „aber“, das sich nicht im VF befindet, ist immer mptk

4.5.2          Partikel oder Adverb?

·         Dasselbe Wort kann je nach Kontext als (i) ADV oder (ii) als PTK verwendet werden, z.B. „auch“:

(i)                  A: Ich weiß es.

B: Ich weiß es auch.

o   Funktion von „auch“ entspricht der Funktion von „also“ im Englischen =>ADV

(ii)                Ich bin auch so müde.

o   Niemand anderes ist müde, „auch“ wird als MPTK zur emotionalen Färbung verwendet. => MPTK

·         Adverbien haben mehr Inhalt und lassen sich hinsichtlich dessen als Lokal-, Temporal-, Modaladverbien usw. funktional unterteilen (Musan, 2009).

·         Grundsätzlich gilt: Partikel können nicht im Vorfeld stehen

o   D.h. „nämlich“ als MPTK, da nicht vorfeldfähig

o   „zwar“ als ADV, da vorfeldfähig

4.5.3          Genauere Bestimmung einzelner Lexeme

„dann“

ADV

MPTK

o   Bezug auf Zeit: „Dann hab ich gesagt.“

Bedingung: „Sie kriegen jetzt dann Schmerzmedikamente.“ („dann“= „in diesem Fall“)

o   Durch andere MPTK wie „auch“ und „noch“ ersetzbar

o   Ausdruck von Irritation:

„Was zischt dann?“

„Das Stadtfest heißt doch dann nicht Junifest.“

o   Bei Zweifelsfällen immer als ADV

o   In Kombinationen „jetzt…dann“ wird „dann“ als ADV analysiert

„jetzt“

ADV, nie MPTK

FPTK

o   „jetzt“ kann in einigen Fällen (insbesondere Fragen) als MPTK fungieren und Irritation des Sprechers ausdrücken; wir annotieren es in diesen Fällen aber immer als ADV, da der zeitliche Bezug i.d.R. nur schwer von dem Ausdruck von Irritation zu unterscheiden ist.

Vgl. „Da ist jetzt das Sprachzentrum.“:

o      Der Patient redet von der funktionellen Kartierung des Gehirns, kein zeitlicher Bezug

o      Durch „jetzt“ wird „das Sprachzentrum hervorgehoben, es handelt sich also um eine Fokuspartikel

 „irgendwie“

ADV

MPTK

o   wenn man sich auf die Art der Handlung bezieht (wörtlicher Gebrauch)

o   „Das muss ich dann auch noch irgendwie loswerden.“

o   „Das ist irgendwie abgegangen.“

o   „irgendwie“ ist durch „auf irgendeine Art“ ersetzbar“.

o   Voraussetzung: oben Stehendes gilt nicht

o   „Bei mir ist irgendwie heut gar nicht gut.“

 

„aber“

ADV

MPTK

o    „Er kommt aber sie nicht“: Kontrastfunktion, Koordination im Kontext, nicht weglassbar -> keine MPTK

 

o   Selten, z.B. „Ich hab aber nachts keine Anfälle.“ oder „Ich kann es aber auch nochmal machen.“

o   In diesem Fall keine Koordination im Kontext und keine Kontrastfunktion

o   „aber“ kommt als MPTK im Sinne von „doch“ oder „auch“ vor und wäre ersetzbar

„einfach“

ADJD

MPTK

z.B. in „das war einfach

z.B. in „er soll einfach reinkommen“

„mal“

ADV

MPTK

o   wenn Zeitadverbial (im Sinne von „einmal“)

o   „Ich war mal mit meiner Gruppe auch im Europapark.“

o   „Hast du schon mal Chlorix benutzt“: „mal“ (und „schon“) beide als ADV

o   Wenn kein Zeitadverbial

o   „Dann lasse ich es lieber mal.“

o   „Ich wart mal ab.“

o   „Bin mal gespannt.“

„eben“

ADV

MPTK

o   ADV: Zeitadverbial, z.B. „Ich bin eben gekommen“

o   „Dann hab ich eben gefragt.“

 

o    

„auch“

o   Eine der schwierigsten Entscheidungen

o   Der Kontext des Gesprächs und (soweit es möglich ist) die Perspektive des Sprechers muss in die Entscheidung miteinbezogen werden.

ADV

MPTK

o   durch „ebenso“ und „genauso“ ersetzbar (in Sinne des Englischen „also“)

o   „Das ist eine Frage, die ich mir auch schon gestellt habe“

o   durch „doch“ oder „einfach nur“ ersetzbar

o   Ausdruck des emotionalen Bezugs zur Situation

o   Tut auch nicht weh.“

2 Beispiele, für die beide Varianten vertretbar wären:

„ich weiß OH net;“

Hintergrund: Der Arzt gibt der Patientin Tabletten und sagt, „Hoffen wir mal, dass sie helfen“.

Darauf antwortet sie, „ich weiß OH net;“ („ich weiß auch nicht“).

„Auch“ kann man als ADV interpretieren, wenn man davon ausgeht, dass der Arzt sich unsicher ist, ob die Tabletten helfen, und sie sich auch nicht sicher ist.

Eine alternative Interpretation wäre, dass die Patientin durch „auch“ ihre Zweifel unabhängig von der Perspektive des Arztes ausdrücken möchte.

„ich WEIß au [net.]“

Hintergrund: die Krankenschwester stellt zwei Fragen: Woran liegt es, dass die Patientin kein Wasser lassen kann? Und Woran liegt es, dass es Unterschiede zum letzten Mal gibt.

Die Patientin stellt bei der ersten Frage eine Vermutung auf. Bei der zweiten Frage stellt sie auch eine Vermutung auf und sagt: „ich WEIß au [net.]“, und auf eine weitere Frage der Krankenschwester stellt die Patientin auch eine weitere Vermutung auf. „Auch“ dient hier der emotionalen Färbung und ist daher MPTK

 

Bei Zweifelsfällen, wo beide Möglichkeiten vertretbar wären, wird ADV priorisiert.

 „noch“

ADV

MPTK

wenn im Sinne von „immer noch“ und „zusätzlich“:

o   Sonst häng ich hier noch zehntausend Jahre.“

o   „Ob das noch geht.“

Relativ Selten

 

IPTK

„Dann haben sie mir noch härteres Zeug gegeben“

„schon“

ADV

MPTK

Bezug auf Zeit, z.B. „Das ist eine Frage, die ich mir auch schon gestellt habe“

 

„Lachen ist schon gesund.“ (z.B. durch MPTK „doch“ oder „auch“ ersetzbar)

„Geht schon noch“

FPTK

Wenn das drauffolgende Wort hervorgehoben wird

Z.B. „Das wäre halt schon schön.“ („schön“ trägt den Fokusakzent)

 „echt“

ADV

FPTK

 

„Ich lasse mich echt überraschen“, „brauche ich echt nicht“

IPTK

„Es ist echt doof hier.“

„eigentlich“

ADV

FPTK oder MPTK?

Diese Entscheidung ist schwierig

Im Duden wird nicht zwischen MPTK und FPTK unterschieden, laut Duden hat „eigentlich“ als Partikel die Synonyme „denn, überhaupt, beiläufig bemerkt/gesagt, im Übrigen, nebenbei bemerkt/gesagt, übrigens“ und verstärkt oder relativiert besonders in Fragesätzen eine gewisse Anteilnahme, eine vorwurfsvolle Äußerung oder signalisiert eine gewisse Beiläufigkeit, einen spontanen Einfall

ADV

MPTK

Laut Duden bedeutet das ADV „eigentlich“ „in Wirklichkeit (im Unterschied zum äußeren Anschein) oder „im Grunde, genau genommen; an und für sich“

Unserer Erfahrung nach hängen die Position im (Teil-)satz und die Semantik zusammen

 

Am Satzanfang haben wir „eigentlich“ immer als ADV annotiert:

o   „Eigentlich hatte ich keines.“

o   „Eigentlich kannst du das ja ohne Probleme auch so lenken.“

o   „Eigentlich würd ich hoffen.“

Steht hinter „eigentlich“ kein betontes Element, auf das es sich bezieht, wird es als vom Verb abhängige MPTK annotiert, z.B. „ich wOllt eigentlich meine gruppe noch anRUfen-“: pper vmfin mptk pposat nn adv vvinf

FPTK

Steht hinter „eigentlich“ ein betontes Bezugselement, wird es als FPTK annotiert, die von diesem abhängt, z.B. „also im prinzIp trink ich eigentlich VIEL;“

Achtung: es ist natürlich auch möglich, dass das betonte Bezugselement von „eigentlich“ das Verb ist, d.h. dass „eigentlich“ als FPTK und nicht als MPTK das Verb modifiziert

„sogar“

ADV

FPTK

Am Satzanfang haben wir „sogar“ als ADV annotiert: „Sogar hat sich einer angemeldet.“

In unserem Korpus gibt es bislang keine Belege für „sogar“ als FPTK, ein mögliches Beispiel wäre „Das kann sogar ich“

„voll“

In Kombination mit adjd/vvpp IPTK

Z.B. „Ich bin wieder voll durchgedreht heut Nacht.“ Oder „Bin voll nervös“

 

„richtig“

ADV/ADJD/ADJA

FPTK

„richtig“ als adjd, z.B. in „Das ist richtig“

„richtig“ als adja, z.B. in „Zweimal hatte ich einen richtigen Anfall“

„richtig“+ vv, z.B. „Konnte nicht mehr richtig sehen, laufen.“: ADV und nicht ADJD da die Bedeutung des ADJD („richtig“ oder „falsch“) nicht erfüllt wird

Analog: „Ich hab selber alles gar nicht mehr richtig wahrgenommen.“

„richtig“+ ptkvz als FPTK, z.B. „Dann ging es richtig los“

IPTK

„richtig“ + adjd als IPTK (=“sehr“), z.B. „Die sitzen richtig tief drin“

„sehr“

„sehr + adjd“, z.B.in „sehr interessant“ wird als IPTK annotiert

 

„ganz“

ADV

MPTK

 

ersetzbar durch „mehr oder weniger“:

„Ich bin ganz ehrlich“

 

„ganz schön viel.“ = MPTK IPTK

Ob „ganz“ in einem konkreten Beispiel „sehr“ oder „mehr oder weniger“ bedeutet, ist natürlich sehr subjektiv

IPTK

ersetzbar durch „sehr“: „Ich habe ihn ganz kurz gesehen“

„extra“ in „Jetzt mache ich mich extra hübsch hier“: IPTK (wie „sehr“)

 

„gar“ und „überhaupt“

ADV

MPTK

 

Sehr seltene Ausnahme: ein freies „überhaupt“, wie in „Spät ist denn überhaupt?“

FPTK

„gar“ und „überhaupt“ als Modifikatoren anderer Wörter, wie in „gar keine Fernsehzeitung“ und „Ich blicke überhaupt nichts davon.“

 

ACHTUNG: „gar“ + „nichts/nicht“ oder „gar“ + „kein/keine“ ist nie als eine IPTK zu annotieren, weil es kategorisch ist (die Abwesenheit von etwas kann nicht graduell sein!), sondern als FPTK.

„nicht“

PTKNEG

MPTK

Erfüllt die Rolle der Negation

„Brauch ich echt nicht.“

 

„Ist da nicht noch Flohmarkt?“

Das Weglassen der Partikel verändert in diesem Satz nicht die Bedeutung.

„genau“

ADV

FPTK

„Die wussten ganz genau“ => Hier modifiziert „genau“ „wissen“ und ist daher ADV

„Und dann kommt meistens genau das Richtige raus“; Hier bezieht sich das „genau“ auf das „Richtige“, um darauf zu fokussieren

„natürlich“

ADV

MPTK

„Natürlich kann ich da kommen!“

„Jetzt ist natürlich wieder niemand da“; Hier bezieht sich das natürlich nicht auf das Verb direkt, sondern vielmehr auf eine vorgefertigte Erwartung, die damit bestätigt wurde, dann niemand da ist.

4.5.4          ADV oder PIAT aber keine Partikel:

·         „selber“, „selbst“:

o   Werden als ADV annotiert, wenn sie direkt vom Verb abhängen und durch andere Modaladverbien wie z.B. „alleine“ ersetzbar sind (Das ist eine Abweichung vom Duden, der „selber“ und „selbst“ als ptk behandelt); sie sind durch das Verb erfragbar, z.B. in „Wischen kann ich mich selber“ durch „Wie kann ich mich wischen?“ – „selber“

o   Werden als PIAT annotiert, wenn sie als (zum Teil post-nominales) Attribut verwendet werden, z.B. in „Das erschreckt mich selber“, wo „selber“ von „mich“ abhängt

·         „alleine“ ist in der PoS-Analyse immer ADV:

o    „alleine“ ist immer ADV und darf nie MPTK sein

·          „lieber" und „gerne“ sind in der PoS-Analyse ADV

·         „mindestens“ ist ein ADV

·         „hier“ kann in manchen Fällen sowohl die Lesart als ADV als auch als PIAT haben, z.B. im Satz „Dass diese Lähmung durch den Schnitt hier stattfindet“. Hier kann „hier“ als Adverbial zu „stattfinden“ gelesen werden oder als post-nominales Attribut zu „Schnitt“- Hier müssen die Intonation und der Kontext zu Rate gezogen werden.

4.5.5          Immer Partikel und kein ADV

·         „bitte“ annotieren wir immer als Modalpartikel[25]

·         „nun“ ist als MPTK zu annotieren

4.6             Umgang mit Nominalisierungen

·         Wenn ein nominalisiertes Element – in dem Sinne, dass es ein „nominales“ Satzglied, egal ob Subjekt oder Objekt, darstellt – einen Determinierer besitzt, dann wird es als NN annotiert:

o   „Du kriegst dich nur zum Lachen.“ (NN)

o   „Die sind jetzt am Essen.“ (NN)

o   „Ich werde mein Möglichstes tun.“(NN)

o   „Das Ekligste war hier“ (NN)

o   „Das Geile ist jetzt“ (NN)

o   „Dann kam das Dunkle“ (NN)

·         Wenn ein nominalisiertes Element („nominales“ Satzglied, Subjekt oder Objekt) keinen Determinierer besitzt, dann wird es als zur Ursprungswortklasse gehörig annotiert:

o   Lachen ist gesund.“ (VVINF)

·         Manche Adverbien können zusammen mit Präpositionen vorkommen:

o   „das mit hinten geht nicht“: „hinten“ behält die ursprüngliche Wortklasse.

·         „eine“, „andere“, „viel“, „wenig“ in Sätzen wie „Das eine ist mir rausgefallen“: „eine“ als PIS in der PoS-Analyse.

·         Achtung: in „Das schwarze alles ist direkt auf dem Gehirn drauf“ modifiziert „schwarze“ das PIS „alles“ und ist daher ADJD und kein NN

o   Achtung: Bei Komparativen ist „viel“ ADV, z.B. „Er ist ja auch viel schlanker wie ich.“

4.7             Fremdwörter und Fachausdrücke

·         „MRT“, „CE“ als SPELL in den PoS

·         “k.o.” als SPELL

·         „okay“ als ADV

5.     Satzgliedanalyse und Dependenzanalyse

·         Die Satzgliedanalyse besteht aus drei Teilen

o   Teil 1: Ausführliche Satzgliedanalyse aller Satzglieder

o   Teil 2: Satzgliedanalyse der Köpfe aller Satzglieder (Nicht alle Wörter bilden auch Satzglieder, s. 5.1 Allgemeine Überlegungen!)

o   Teil 3: Satzgliedanalyse der Köpfe aller obligatorischen Satzglieder (entsprechend der „syntaktischen Analyse obligatorisch“)

·         Die Dependenzanalyse ist eine Mischung zwischen der PoS- und der Satzgliedanalyse

5.1             Allgemeine Überlegungen von den PoS zur Satzgliedanalyse:

5.1.1          Welche Verben werden zu Satzgliedern?

5.1.2          Welche Adverbien werden zu Satzgliedern?

·         „noch nicht": „noch“ ist kein eigenes adv, weil von „nicht" abhängig.

·         „nicht mehr“: „mehr“ ist von „nicht“ abhängig, „nicht“ ist eine ptkneg, die vom Verb abhängt. => der Komplex wird nicht zu einem Satzglied

5.1.3          Welche PoS können als Köpfe von Adverbialen fungieren?

·         Eine Präposition kann Kopf eines Adverbials sein, z.B. in „Dass sie nicht durch die Schnitte was verletzen können“ => „durch“ ist der Kopf von „durch die Schnitte“

5.1.4          Welche PoS können als Köpfe von Prädikativen fungieren?

·         ADJD: z.B. im Satz „Das ist so sensationell“ => sensationell ist adjd in den PoS und pv in der Satzgliedanalyse bzw. pred in der Dependenzanalyse

·         PAV: z.B. „Der ist aber wahnsinnig drauf“ = „drauf“ als pav in den PoS und pv in der Satzgliedanalyse bzw. pred in der Dependenzanalyse

5.2             Teil 1: Inventar der detaillierten Satzgliedanalyse

·         vf:

o   Auch, wenn es sich um Modal- oder Auxiliarverben in Verbindung mit einem Vollverb oder Kopulaverb handelt, wird das vf analysiert.

o   Auch, wenn mehrere vf oder vnf vorkommen, wie z.B. bei „gehen und/oder laufen“, werden diese als zwei Verben analysiert

o   Achtung: Nicht berücksichtigt werden

§  verbale Bestandteile von Attributen oder

§  Infinitivobjekten, z.B. in „Hab ich den ganzen Kram hier unten hängen“ oder „Kommt drauf an, wie viel Zeit der hat, sich Infos zusammenzusuchen“: Hier wird das Verb nicht in die Satzgliedanalyse aufgenommen, weil es sich bei „sich Infos zusammenzusuchen“ um das Infinitivattribut von „Zeit“ handelt!

·         vnf: nicht finites Verb

·         s: Subjekt[26]

·         pv: Prädikativ, z.B. „kalt“ in „Es ist verdammt kalt“ .

o   PV oder S?

§  „Das Subjekt ist im Standardfall das Thema, das Prädikativum das Rhema.“ (Hentschel und Weydt, 2013: 310). Das bedeutet, dass immer die neue Information das pv ist, die alte Information wird als s annotiert.

·         „Das war ich.“:

o   Umformulierung als Frage: Wer war das? à „ich“ (rhematisch)

o   s vf pv

o   PV oder ADV?

§  Sollten mehrere PV-Kandidaten im Satz vorhanden sein, wird nach der Informationsstruktur vorgegangen und das rhematische Elemente als Prädikativum ausgewählt. Die default-Variante ist immer: Adverbial links, Prädikativ rechts, weil rhematisch; PV liegen tendenziell weiter im Satz:

·         „Da war der Brunnen da.“:

o   Das zweite „da“ ist als PV zu annotieren

o   Daher: adv vf s pv

·         “Da waren immer noch andere Leute da”: adv vf adv s pv

·         do: Dativobjekt

·         ao: Akkusativobjekt

·         po: Präpositionalobjekt, z.B. „Mit der ist schon zwanzig Jahre gedrückt worden.“

o   Es muss sich immer um ein nicht-weglassbares Satzglied handeln, das direkt vom Verb gefordert wird (laut EVALBU)! Wenn es nicht obligatorisch ist, wird es als ao oder do analysiert. Daher muss ein Satz wie „Ich kümmer mich allein drum“ als s vf ao po analysiert werden, nicht mit zwei ao.

o   Der Kasus wird nach dem Kopf des po bestimmt, z.B. bei „mit der“ wird nach „Mit wem?“ –„der“ Dativ analysiert.

·         go: Genitivobjekt (extrem selten)

·         adv: Adverbial

o   Wird überhaupt nur dann analysiert, wenn es direkt vom Verb erfragbar ist, sonst handelt es sich nicht um ein Satzglied.

o   Sie werden als zwei adv analysiert, wenn sie direkt hintereinander stehen und unabhängig voneinander sind, d.h. sie können einzeln weggelassen werden, ohne dass sich der Sinn verändert. Ist dies nicht der Fall, werden sie nur als ein adv analysiert

·         io: Infinitivobjekte[27], z.B. „es zu vermeiden“ in „Ich versuch es zu vermeiden.“, wobei „es“ von „vermeiden“ abhängt[28]; Das Infinitivobjekt bleibt hier vollständig erhalten, io und vnf werden annotiert!

·         vz: Verbpartikel

·         sj: unterordnende Konjunktion

5.3             Teil 2: Inventar der Satzgliedanalyse nach Kopf

·         vz entfällt in dieser Analyse

·         sj entfällt in dieser Analyse

·         vnf: nicht finites Verb

o   Wenn mehrere vnf vorkommen, werden sie als eines analysiert, auch wenn zwischen beiden vnf ein Objekt steht, z.B. in „Die kann noch 10 Minuten reden oder x machen.“; „reden“ stellt hier den Kopf dar und wird in der Kopf-Analyse daher als einziger Bestandteil des Verbalkomplexes analysiert.

·         vf: finites Verb

o   Achtung: Wenn es sich um ein Auxiliar/Modalverb in Verbindung mit Voll-/Kopulaverb handelt, wird das Auxiliar/Modalverb nicht analysiert

o   Ausnahme ist, wenn das Auxiliar/Modalverb ohne Voll-/Kopulaverb steht! (z.B. Ich muss nach Hause)

o   Wenn mehrere vf vorkommen, werden sie als eines analysiert, z.B. „hüpfen oder springen“

·         io: Achtung: Hier ist zu unterscheiden, ob es sich um die Kombination „io vnf“ (Bsp.: Wer wollte noch alles stimulieren kommen?) handelt oder um die Kombination „vnf vnf“ (Bsp.: Hättest du dann sagen müssen) => Abhängig davon, ob zuvor ein Modalverb oder ein Auxiliar steht!

§  Handelt es sich um io vnf, bleibt das io auch in der Kopf-Analyse stehen!

§  Handelt es sich um vnf vnf, bleibt nur der Kopf, also das vnf, stehen, von dem in der Dependenzanalyse alles abhängt!

·         adv:

o   Wird, wie bei der ausführlichen Satzgliedanalyse, überhaupt nur dann analysiert, wenn es direkt vom Verb erfragbar ist, sonst handelt es sich nicht um ein Satzglied.

o   Achtung: Zwei nebeneinander stehende adv werden auch hier immer als zwei adv analysiert, weil sie nicht, wie z.B. zwei vnf und ein vf, zu einem (Verbal-)komplex gehören, sondern unabhängig voneinander von einem Kopf abhängen

o   Sind zwei adv voneinander abhängig, werden sie bereits in der Satzgliedanalyse 1 als ein adv analysiert.

5.4             Teil 3: Satzgliedanalyse obligatorisch

·         Hier orientieren wir uns an der ausformulierten Analyse, die in der Spalte danach steht: Alle dort schwarz geschriebenen Wörter, werden auch in der Analyse der obligatorischen Satzglieder (mit Kürzeln) notiert.

·         Wir orientieren uns ausschließlich an der Valenz der Verben, die in EVALBU aufgeführt ist. Sollte ein Verb dort nicht vorhanden sein, werden folgende Schritte als nächstes durchgeführt: Zuerst die Suche nach einem Synonym in EVALBU und anschließend die Befragung von Mutterprachlern, was unter Umständen problematisch sein kann, da Einschätzungen hier sehr unterschiedlich ausfallen können.

·         ACHTUNG: Die Reihenfolge der Wörter hat keine Auswirkungen auf die Obligatorik, sondern nur die Valenz.

o   So ist in dem Satz „Für mich sind zwei Sachen eben wichtig“ das „für mich“ obligatorisch, wenn man nach Rhema vorgeht, von der Valenz wird es jedoch nicht gefordert => Es ist nicht obligatorisch!

o   Ebenso im Beispiel „Dann muss halt eine andere Lösung her“, wo dann zwar rhematisch ist, aber von der Valenz nicht gefordert ist.

·         In der Spalte neben der „syntaktischen Analyse obligatorisch“ muss in der Tabelle noch einmal der (Teil-)Satz ausformuliert stehen, in dem dann die obligatorischen und nicht-obligatorischen Satzglieder farblich unterschieden werden

·         Weglassbare Satzglieder (d.h. ganze Satzglieder inklusive nicht-obligatorische Elemente davon) sind in grau zu markieren, obligatorische Satzglieder in schwarz.

·         Alle Partikeln (inkl. Negationspartikeln, Intensitätspartikeln, Fokuspartikeln und Modalpartikeln) werden in grau kodiert, wenn sie vom Hauptverb abhängen

·         Auch alle Partikeln, die von nicht-obligatorischen Satzgliedern abhängen, werden grau kodiert, z.B. müsste in „Nur mit mir zusammen hat sie das gemacht“ die Partikel „nur“ die das optionale Satzglied „mit mir zusammen“ modifiziert, grau annotiert werden

·         Hängt eine Partikel dagegen von einem anderen obligatorischen Satzglied ab, z.B. dem Prädikativ, ist sie in schwarz zu kodieren, wie z.B. „so“ in „Unigelände ist so groß“ oder „nicht“ in „Das ist ja nicht normal“

·         Anders ausgedrückt: Das bedeutet, dass obligatorische Objekte mit von ihnen abhängigen Elementen ganz in schwarz notiert werden müssen, auch wenn einzelne dieser abhängigen Elemente als Wörter weglassbar wären. Beispiel: „Ich hab da so eine Kleine“: „so“ ist ein Determinierer von „Kleine“ und wird daher schwarz kodiert.

·         Subordinierende Konjunktionen (SJ in der Satzgliedanalyse, KOUS in den PoS, KONJ in der Dependenz) werden in schwarz kodiert, sie sind immer Teil der obligatorischen Satzgliedanalyse

·         Bei Argumenten mit Appositionen (z.B. „was…alles“) bleibt das ganze Argument (inklusive der Apposition) in schwarz

·         Sätze mit Infinitivobjekten:

o   „Ich versuch es zu vermeiden.“ : “es zu vermeiden“ als nicht-weglassbar

·         Expletives „es“ ist nicht-obligatorisch und daher grau zu schreiben: „Es ist keiner da“, „Gestern war es ein anderes Gefühl“

·         Bei ADV: Auch hier kann EVALBU zurate gezogen werden!

·         Bei zwei Adverbien wird das rhematische Element bevorzugt, z.B. bei dem Satz „Die lose hängt da“. Hier wird „lose“ als obligatorisch betrachtet, weil es das Rhema ist.

·         Generell ist aber die Veränderung der Semantik beim Weglassen ein Kriterium dafür, dass Elemente obligatorisch sind (Sätze mit obligatorischen Adverbialen haben einen rosa Hintergrund in der Spalte Satzgliedanalyse obligatorisch):

o   „Ich hab ja vorher die ganze Zeit von ihr geredet.“:

§  „von ihr“ ist obligatorisch, da „geredet“ alleine eher die Konnotation “erzählt“ hat.

o   „Ich hab Schmerzmittel dadrin“:

§  „dadrin“ ist ein obligatorisches ADV, weil „Ich hab Schmerzmittel“ eine andere Bedeutung hätte.

o   Wo alles sitzt.“ (ein Nebensatz):

§  „Wo“ als obligatorisches ADV, weil „sitzen“ in übertragener Bedeutung („sich befinden“) verwendet wird.

o   „Ich lag im Bett“:

§  „im Bett“ als ein nicht-obligatorisches ADV (siehe unten).

o   „Weiß von nichts.“:

§  „von“ als Abkürzung von „davon“ und als nicht-weglassbar analysiert

§  Ist als PO in den Satzgliedanalysen und als OBJA in der Dependenzanalyse zu annotieren

o   „Ist alles gut gelaufen.“:

§  „gut“ als ein obligatorisches ADV, weil sich die Semantik des Verbs beim Weglassen von „gut“ verändern würde.

·         Bei schweren Fällen verlässt man sich auf die Intuition von Muttersprachlern:

o    „Wenn du den in der Hand hast.“: in diesem Satz haben Muttersprachler „in der Hand“ als weglassbar betrachtet.

·         ADV in festen Ausdrücken werden als obligatorisch analysiert:

o   „Ich würde so gerne ein bisschen pofen.“: „gerne“ als obligatorisch, weil „würde gerne“ ein stehender Ausdruck ist.

·         Dativobjekte weglassbar:

o   „Hier ist mir was rausgefallen.“ und „Die bringt mir dann ein Kissen mit.“: „mir“ wird als weglassbar analysiert.

o   „Sag es meiner Mutter“: „meiner Mutter“ als weglassbar

o   „Hör auf jetzt mit dem Zeug.“: „mit dem Zeug“ als weglassbar, weil man einfach „Hör auf.“ sagen kann und es als grammatikalisch korrekt wahrgenommen wird.

·         Dativobjekte obligatorisch:

o   „Du hast mir geschrieben.“: "mir" als ein obligatorisches DO, weil "geschrieben" sonst eine allgemeine, nicht situationsbezogene Bedeutung annimmt

o   „Wir gehen lieber zu uns“: Hier ist „zu uns“ obligatorisches do (kein po!), weil es sonst eine andere Semantik hätte.

·         Akkusativobjekte weglassbar:

o   „Das Ding nervt mich.“: „mich“ als weglassbar, weil man sagen kann „Das Ding nervt.“

·         Akkusativobjekte obligatorisch:

o   Die Kanne hab ich nicht leer getrunken.“:

§  Man kann im gesprochenen Deutsch „Ich hab nicht leer getrunken.“ sagen

§  Solche elliptischen Konstruktionen kommen in unseren Daten häufig vor.

5.5             Inventar der Dependenzanalyse:

·         ADV: ein nicht-präpositionaler Bestandteil eines Adverbials

o   „Ich komme heute“: „heute“ modifiziert als Adverb das Verb

o   „Hat man ja eine Weile überlegen können“: „Weile“ als adv, von dem der det „eine“ abhängt

o   Adverbien können auch Pronomen modifizieren: „Da waren immer noch andere Leute da“ => Hier modifiziert „noch“ „andere“

o   Immer auf die Kontextabhängigkeit achten! Es gibt manchmal Zweifelsfälle bezüglich der Abhängigkeit, die vom Kontext abhängig sind, z.B. bei „Das ist aber bei ihr mit Sicherheit auch so.“

§  „auch“ könnte hier als vom Verb abhängig analysiert werden (default-Variante)

§  „auch“ könnte aber auch als von „so“ abhängig betrachtet werden

·         APP: Apposition

o   Grundsätzlich gilt: nur nominale Elemente können Appositionen darstellen und Appositionen haben

§  Sie müssen sich bei uns allerdings nicht innerhalb derselben Nominalphrase befinden und unmittelbar aufeinander folgen, wie es bei Forth (2006) der Fall ist. (Beispiel: „Das nennt man Leben“: „Leben“ als Apposition zu „das“)

o   Der Kopf und die APP sind kasuskongruent

o   Beispiele:

§   „Ich frag den Doktor [Nachname] nochmal.“: „[Nachname]“ als APP, „Doktor“ als Kopf

§  „Was ist da alles drin?“: „alles“ als Apposition zu „was“

o   => Die Apposition steht in der Regel rechts von dem Element, von dem sie abhängt

o   Ausnahme: manchmal kann die Apposition auch vor dem Element stehen, von dem sie abhängt, z.B. „bisschen“ in „Bisschen hab ich was gegessen“. Auch hier weichen unsere Konventionen von Foth (2006) ab.

·         ATTR: Attribut

o   Umfasst nur einzelne attributive Adjektive (und keine attributiv verwendeten Phrasen) und ist daher im engeren Sinne zu verstehen

o   Umfasst keine attributiv gebrauchten Zahlen (bei uns DET). Hier weichen unsere Konventionen von den MaltParser Konventionen (wie bei Weblicht implementiert nach Nivre et al., 2007) ab.

o   Ausnahme: einige Adverbien können attributiv gebraucht werden (siehe: „Adverbien als Attribute“)

o   Z.B. „kleine Anfälle“: „kleine“ als Attribut von „Anfälle“, daher 0 -1attr in der Dependenz

·         AUX:

o   Hilfs- und Modalverben, wenn es ein Vollverb gibt

o   Das finite Verb ist immer der Kopf der gesamten Verbgruppe

o   Anders als bei Forth (2006) wird bei einer Kombination von „sein“+Verb das Verb nicht als AUX bezeichnet, sondern als PRED

o   Bei Sätzen, in denen ein Modalverb ohne Vollverb vorkommt, wird alles als vom Modalverb abhängig annotiert:

§  Vgl. z.B. „Ich muss nach Hause“

§  Oder: „Ich muss heim“

·         AVZ: trennbare Verbpartikel

o   Die Partikel ist immer vom Verb abhängig zu notieren.

§  Beispiel: „Komm mal her“: +1ptk/+2avz 0 0

o   Achtung: Manche Lexeme scheinen Verbpartikel zu sein, sind aber Adverbien. Hier orientieren wir uns an den Duden-Konventionen.

§  Beispiel: „Hast du da auch Übung drin“ => „drin“ ist kein avz sondern adv, weil es keine Partikel zu „haben“ ist

·         CJ: Komplement einer Konjunktion

o   Tritt in der Regel in Verbindung mit einer koordinierenden Konjunktion (KON), also „und“, „oder“ oder einem Vergleichswort (KOM), also „wie“ oder „also“ auf (s. KON und KOM); Ausnahmen s. 5.3 Hierarchie

o   CJ orientiert sich am Kopf des Komplements, d.h. in „Haben wir heute einen Donnerstag oder einen Mittwoch“ würde von der Konjunktion „oder“ +2cj ausgehen, da „Mittwoch“ der Kopf ist

·         LIST: Listen[29]

o   „Konnte nicht mehr richtig sehen, laufen“: „laufen“ ist LIST und abhängig von „sehen“, d.h. 0 +1adv 0 0 -4aux/-3ptk/-1adv/+1list 0

o   Gilt nur für Aneinanderreihung ohne Konjunktion, auch bei anderen Wortarten als bei Verben:

§  „Da sind noch zwei oder drei, vier MTAs.“

§  „Dann siehst du so scht Balken, zwei Bälle.“

o   Bei solchen Auflistungen gilt immer das am weitesten links stehende Element als Kopf!

·         DET: Determinierer

o   Artikel (ART)

o   Attributive Indefinitpronomen (PIAT):

§  D.h. „mehr”, „weniger”, „genug”, „ein bisschen“ (in der Regel, Ausnahmen s. 5.5), „viel“, „wenig“ + NP (d.h. + Nomen oder Pronomen) sind als DET zu annotieren

o   Possessivpronomen (PPOSAT)

o   Attributive Demonstrativpronomen (PDAT)

o   Attributive Interrogativpronomen (PWAT): Ausnahme s. 5.3 Hierarchie

o   CARD (darunter fallen Kardinal- und Ordinalzahlen): Ausnahme s. 5.3 Hierarchie

·         GRAD: Gradual

o   Angabe einer Menge bei zählbaren Nominalphrasen (Sachen, Jahre,…)

o   Vom nominalen Kopf abhängig

§  Beispiel: „ein paar alte Sachen“: 0 -1det 0 -2grad/-1attr

·         KOM: Vergleichsworte „als“ und „wie“

o   Z.B. „größer als du“:

§  KOM = „als“ ist von „größer“ abhängig

§  "du" als CJ und von "als" abhängig

§  Dass auch das Vergleichswort ein CJ hat, ist eine Erweiterung der MaltParser-Konventionen (wie bei Weblicht implementiert nach Nivre et al., 2007) durch uns

§  KOM hängen unseres Wissens nach nur von nominalen oder adverbialen Elementen ab und nicht vom Verb, zB., „Er kann besser malen als singen“.

·         KON: koordinierende Konjunktion (= dieselbe Abkürzung wie in den PoS) => Die Abhängigkeiten funktionieren wie bei KOM

o   KON hängen von dem Element ab, das vor ihnen steht

§  Beispiel 1: „Peter und Paula standen da“ wäre in der Dependenz als +1kon +1cj 0 -3subj/+1adv 0 zu annotieren, wobei „und“ von „Peter“ abhängt

§  Beispiel 2: „Das war zwei oder drei Jahre später.“

§  KON = „oder“ ist von „zwei“ abhängig, „drei“ ist von KON als CJ abhängig

§  => 0 -1subj/+5adv +1kon +1cj 0 -3det -1grad

o   KON muss aber nicht unbedingt eine koordinierende Konjunktion sein:

§  Z.B. ist „Komma“ in „sieben Komma fünf“ auch eine KON: +1kon +1cj 0

o   ACHTUNG: Zusätzlich zu den Parser-Konventionen haben wir LIST eingeführt, d.h. sobald eine Koordination mit Komma und nicht mit „und“ oder „oder“ erfolgt, sondern nur durch ein Satzzeichen (das nicht artikuliert wird wie im o.g. Beispiel), wird LIST verwendet, nicht mehrere KONs

·         KONJ: subordinierende Konjunktion

o   Subordinierende Konjunktionen werden wie auf Weblicht als vom Vollverb abhängig annotiert (und nicht umgekehrt)

o   Das ist eine Abweichung von der traditionellen Grammatik

o   Hintergrund: Bemühen um Einheitlichkeit zu anderen Nebensatz-Strukturen, z.B. zu Sätzen mit vom VV abhängigen Relativpronomen

o   So hängt z.B. in „Ich weiß nicht mehr, wie ich’s gemacht habe“ „wie“ vom Verb ab

o   Im (Teil-)Satz „als wenn er doppelt so groß wäre“ hängen beide KONJ/KOUS vom Verb ab!

·         OBJA: Komplement eines transitiven Verbs, nicht-präpositionales Akkusativobjekt („Sie lassen es.“: 0 -1subj/+1obja 0) oder kasusregierte nominale Bestandteile anderer Satzglieder (s.u.)

o   OBJA2 wurde nicht aufgenommen, weil auch zwei Dativobjekte möglich sind und dort diese Präzisierung nicht getroffen wird. Um alle Objekte einheitlich zu analysieren, wird also einfach zwei Mal ein OBJA (oder OBJD) analysiert.

·         OBJC: Wurde nicht aus den MaltParser Konventionen (wie bei Weblicht implementiert nach Nivre et al., 2007) aufgenommen, weil ein Nebensatz in Komplementposition in der Analyse als eigenständiger vollständiger Satz gewertet wird. Über (Teil-)Satzgrenzen hinaus werden in dieser Analyse keine Abhängigkeiten markiert.

·         OBJD: nicht-präpositionale Dativobjekte („Können Sie mir helfen?“:  0 0 0 -3aux/-2subj/-1objd) oder kasusregierte nominale Bestandteile anderer Satzglieder (s.u.)

·         OBJG: nicht-präpositionale Genitivobjekte (sehr selten)

o   Achtung: auch kasusregierte nominale Bestandteile anderer Satzglieder werden als OBJG bezeichnet; der Tag GMOD darf nicht in der Analyse vorkommen![30]

o   Bsp.: „Am Mittwoch hatte ich die schlimmsten Schmerzen meines Lebens“: +1pn 0 -2pp/+1subj/+4obja 0 0 0 -2det/-1attr/+2objg 0 -1det

o   Bsp.: „Dass ich spätestens Ende nächster Woche operiert bin“: 0 0 0 -1adv/+2objg 0 -1attr 0 -7kous/-6subj/-4adv/-1pred

·         OBJI: Vom Vollverb oder von einem Objekt abhängige Verben im Infinitiv (d.h. nicht nur Infinitivobjekte)

o   Beispiel 1 (vom Vollverb abhängig): „Wenn ich dich nur hantieren sehe.“

o   0 0 0 0 0 -5konj/-4subj/-3obja/-2ptk/-1obji

o   Beispiel 2 (von einem Objekt abhängig): „Wenn du was zu trinken hast.“: „zu trinken“ als OBJI vom OBJA „was“ abhängt.

·         PAR: Parenthese

o   „Bei mir ist, so gesehen, alles in Ordnung“: „so gesehen“ als PAR

o   Eine Parenthese liegt dann vor, wenn es ein finites Vollverb gibt, es sich aber um keinen eigenen (Teil-)Satz handelt

o   Der parenthetische Einschub ist also ein Teil des (Teil-)satzes

o   Kopf der Parenthese ist das Verb

·         PN: nominales oder pronominales Komplement der PP

o   Bsp.: „Die ich mitten im Gespräch hab.“ à „Gespräch“ ist hier PN

o   Steht nach der Präposition aber vor dem nominalen Element ein Determinierer, bleibt dieser vom nominalen Element abhängig, z.B. bei „für die Strümpfe“ (+2pn 0 -1det)

o   Bei dem abhängigen Element muss es sich aber nicht zwangsläufig um ein nominales Element handeln, es kann auch ein Pronomen sein: „Das kann ich mir lebhaft vorstellen bei dem.“

o   Achtung: ein Komplement mit der Konstruktion "appr + pav" oder „appr + adv“ kann auch ein Adverbial bilden!

§  Z.B. „Wenn wir hier nicht bis runter schneiden können“: „bis runter“ wird in der Dependenz als PP und PN (Satzgliedanalyse: adv)

§  Z.B. „Geht ja von oben“: „von oben“ in der Dependenz als PP und PN (Satzgliedanalyse: adv)

o   s. auch 5.3 Hierarchien

·         PP: Präpositionalphrase

o   Adverbien, Attribute, Objekte und Prädikative mit Präposition sind als Präpositionalphrasen zu notieren. Der Kopf der Präpositionalphrase wird dieser als PP annotiert

§  als Objekt: „Ich schreibe mit dem Kuli.“ (Womit?)

§  als Prädikativ: „Das Rad ist im Hof.“ (Wo?)

§  als Adverbial: „das Rad steht im Hof.“ (Wo?)

§  als Attribut: „Diese Mäuse im Laufrad sind out.“ (Welche?)

o   Achtung bei Elementen, die in der Satzgliedanalyse als PO annotiert sind: der Tag „OBJP“ (nicht-weglassbares Präpositionalobjekt) wird von uns in der Dependenzanalyse nicht verwendet[31]

·         PTK: Partikel

o   Negations-, Modal-, Fokus-, Intensitätspartikel

o   Achtung: hier darf in den anderen Analysespalten auf keinen Fall ADV stehen!

·         PRED: Prädikativ

o   Tritt immer in Verbindung mit einem Kopulaverb auf

o   Bei „sein“ können verschiedenste Komplemente auftreten (Nomen, Infinitive, Adverbien, Präpositionen.

§  Auch bei „sein“ + Verb wird das Verb als PRED bezeichnet

§  Sobald eine Präposition dabei steht, handelt es sich um PP

o   Darf nicht mit ADV verwechselt werden

·         PUNCT: Satzzeichen werden nicht analysiert, außer sie sind verbalisiert, wie in „fünf Komma sieben“

·         REF: Wurde nicht aufgenommen, weil auch hier sonst eine (teil-)satzübergreifende Analyse stattfindet: REF bezieht sich auf den Bezug eines subordinierenden Relativpronomens zu dessen Bezugswort im Matrixsatz

·         SUBJ: Subjekt

o   Wir machen keine Unterscheidung in SUBJ und SUBJC: Bei SUBJC handelt es sich um (finite oder nicht-finite) Verben, die an Stelle des Subjekts stehen

§  Bsp.: „Lachen ist schon gesund“ analysieren wir als 0 -1subj/+2pred 0 -1ptk

·         VOK: Wurde nicht aufgenommen, da sich ein Vokativ immer im Vorvorfeld befinden würde, das bei uns nicht in die Analyse einfließt.

·         ZEIT: Wurde nicht aufgenommen, weil wir für Zahlen bei der Dependenz in der Regel den Tag DET benutzen (in der PoS-Analyse werden die Zahlen als CARD analysiert)

5.6             Hierarchie der Tags

·         APP/PP: Appositionen können zum Teil auch als PP annotiert werden. In diesen Fällen wird PP der APP vorgezogen (auch in der Dependenz handelt es sich um keine APP, sondern um PP und PN) :

o   Bsp.: „Ich weiß, sie sind schnell von der Truppe“. => „von der Truppe“ ist zwar auch eine APP, wird aber als PP analysiert

o   Bsp.: „Was ändert das mit der Beinsache“ => „mit der Beinsache“ ist zwar auch APP, wird aber als PP realisiert und analysiert

·         PIAT/DET: Alle PIAT, egal ob flektiert oder unflektiert, die nominale Elemente als Köpfe haben, sind als DET zu annotieren und nicht als ATTR

·         PWAT/PN: In dem Satz „in was für ein Gebiet springt der über“ ist „was“ als PWAT in den PoS annotiert, in der Dependenz aber nicht als DET, sondern als PN, das von „in“ abhängt.

·         CARD/PN: „Kommen dann zu dritt“ à „Dritt“ ist hier eigentlich CARD. Da es in der Dependenz aber von der Präposition „zu“ abhängt, wird es aber als PN analysiert. PN ist in der Hierarchie über CARD

·         KOM:

o   Ist „wie“ gleichzeitig KOM und ADV, kommt ADV in der Hierarchie vor KOM

§  Bsp.: „Wie eine Laugenbrezel hat das geschmeckt.“: +2cj 0 -1det 0 0 -5adv/-2aux/-1subj

o   Ist „wie“ gleichzeitig KOM und Kopf des OBJA, kommt OBJA in der Hierarchie vor KOM kommt und wird als OBJA annotiert

§  Bsp.: „Plötzlich hast du dann wie so ein Rauschen im Finger.“: 0 -1adv/+1subj/+2adv/+3obja/+7pp 0 0 +3cj 0 0 -2det/-1det +1pn 0

o   Ist „wie“ gleichzeitig KOM und PRED, steht das PRED in der Hierarchie über KOM und wird als „PRED“ annotiert

§  Bsp.: „Sind wie Anfälle.“: +1PRED +1CJ 0

·         FPTK/IPTK/MPTK: Werden in der Default-Variante als vom Verb abhängig annotiert, in selteneren Fällen können sie auch von Adverbien oder Adjektiven abhängen.

·         DO:

o   Präpositionalphrasen mit „bei“ werden als DO, nicht als PP annotiert

o   Präpositionalphrasen, die durch „mittels“ + Genitiv ersetzt werden können, werden auch als DO, nicht als PP annotiert

·         CJ:

o   Ist eine PP gleichzeitig auch CJ, gilt das Prinzip PP>CJ

§  Bsp.: „Ich komme mir wie nach einem Spaziergang mit dem Hund vor“: PP hängt, wie CJ, von „wie“ ab.

o   Ist ein KOM gleichzeitig ein CJ, gilt das Prinzip CJ>KOM

§  Bsp.: „Als Kind reagierst du doch nicht so wie als Erwachsener“ als ein schwieriges Beispiel:

§  +1cj 0 +1subj/+2ptk/+4adv -3kom 0 0 -1ptk/+1kom +1cj +1cj 0

§  Von „du“ hängt das KOM „als“ ab, von dem „Kind“ das CJ ist

§  Von dem ADV „so“, das seinerseits vom Verb abhängt, hängt das KOM „wie“ ab, das „als“ als CJ hat

§  von „als“ hängt „Erwachsener“ als CJ ab

§  es gibt also zwei CJ, weil „als“ als von „wie“ abhängig annotiert wird (Nach dem Prinzip CJ>KOM)

5.7             Zweifels- und Sonderfälle bei Tags

5.7.1          Flektierte nicht-präpositionale Nominalphrasen, die nicht vom Verb abhängen (Dependenz)

·         Flektierte nicht-präpositionale Nominalphrasen, die nicht vom Verb abhängig sind, werden mit demselben Tag (obj*d/*a/*g) annotiert wie nicht-präpositionale Objekte. Somit dienen diese Tags zur Annotation von Kaususabhängigkeiten bei nicht-präpositoinalen Nominalphrasen und nicht nur zur syntaktischen Bestimmung der Objekte. Sie können in folgenden Kontexten auftreten:

o   Als Teil des Adverbials: „[…] dass ich spätestens Ende nächster Woche operiert bin[32]“:

§  „Ende“ als Kopf des gesamten Adverbials „spätestens Ende nächster Woche“, wobei „nächster Woche“ Genitivobjekt von „Ende“ ist

§  Dependenzanalyse: 0 0 0 -1adv/+2objg 0 -1attr 0 -7kous/-6subj/-4adv/-1pred

o   In Kombination mit OBJI: Vom Kopf des Infinitivobjekts abhängige nominale Elemente werden als OBJA, OBJD annotiert, obwohl diese Teile des Objekts und keine eigenständigen Objekte bilden

§  z.B. „Kannst du mir eine frische Schnabeltasse holen gehen?“

§  „eine frische Schnabeltasse“ hängt von „holen“ ab, nicht von „gehen“ (Holen wen? à „eine frische Schnabeltasse“ ist ein OBJA) => Analyse als 0 0 0 0 0 -2det/-1attr -4objd/-1obja -7aux/-6subj/-1obji

§  Ein weiteres Beispiel: „Ich versuche es zu vermeiden

o   Als Teil eines Akkusativobjekts:  

§  „Weiß von nichts.“: +2obja 0 -1objd („von“ ist von „nichts“ abhängig)

5.7.2          Modalverben ohne Vollverben (Dependenz)

·         Bei Sätzen, in denen in den PoS nur ein VM und kein VV steht, werden in der Dependenzanalyse alle Bestandteile der Sätze als vom VM abhängig kodiert.

·         „Was soll es“: 0 -1obja/+1subj 0 („soll“ kein Kopula, sondern VM)

·         „Ich kann auch nicht mehr groß“: 0 -1subj/+1ptk/+2ptk/+4adv 0 +1adv 0 0

·         „Deine Eltern wollen dann direkt heim.“: 0 -1det -1subj/+1adv/+3adv 0 0 -1adv

·         „Kannst nicht aus dem Bett.“: +1ptk/+2pp 0 +2pn 0 -1det

·         Können Sie gerne.“: +1subj/+2adv 0 0

5.7.3          Von Verbpartikeln darf nichts als abhängig notiert werden! (Dependenz)

·         Ob es sich um eine trennbare Partikel (VZ in der Satzgliedanalyse, AVZ in der Dependenz, PTKVZ in den PoS) oder um ein Adverb handelt wird durch die Duden-Online-Konventionen bestimmt.

·         Unbedingt mit den PoS abgleichen, ob es sich um ADV oder um trennbare Partikel handelt

·         Z.B. „Ich komme damit nicht klar“:

o   „klar“ als AVZ von „kommen“

o   „nicht“ ist von „klar“ abhängig, das seinerseits von „komme“ abhängig ist

o   „nicht“ wird als von „komme“ abhängig annotiert, da nichts als abhängig von der Verbpartikel annotiert werden darf

·         Z.B. „Tut auch nicht weh“:

o   „weh“ als AVZ von „tun“

o   „nicht“ ist eigentlich von „weh“ abhängig, das seinerseits von „tut“ abhängt

o   „nicht“ muss daher als von „tut“ abhängig annotiert werden, da nichts als abhängig von der Verbpartikel annotiert werden darf

o   Daher: +1ptk/+2ptk/+3avz 0 0 0

·         Z.B. „Dies kann auch weg.“:

o   „weg“ als AVZ von „kommen“

o   „auch“ ist eigentlich von „weg“ abhängig, das seinerseits von „kann“ abhängt

o   „auch“ wird daher als von „kann“ abhängig annotiert, da nichts als abhängig von der Verbpartikel annotiert werden darf

5.7.4          Modifikation von Prädikativen durch Präpositionalphrasen (Satzglieder/Dependenz)

·         Keine Annotation von Präpositionalphrasen, die Adjektive modifizieren, als Satzglieder in der Satzgliedanalyse

·         Vgl. „Er ist in allem schlecht.“:

o   „s vf pv“ in der Satzgliedanalyse

o   „0 -1subj/+3pred +1pn 0 -2pp“ in der Dependenzanalyse.

·         Vgl. auch „Ich war ja schon vollgepumpt mit Schmerzmitteln.“:

o   „mit Schmerzmittel“ modifiziert „vollgepumpt“

o   „s vf adv pv“ in der Satzgliedanalyse

o   0 -1subj/+1ptk/+2adv/+3pred 0 0 +1pp +1pn 0 in der Dependenzanalyse

5.7.5          Modifikation von Subjekten durch Präpositionalphrasen (Satzglieder/Dependenz)

·         In der Satzgliedanalyse werden Präpositionalphrasen, die Substantive modifizieren, nicht als Satzglieder analysiert, in der Dependenzanalyse aber schon:

o   Vgl. „Diese Mäuser in Rädern sind out“: „s vf pv“ in der Satzgliedanalyse; 0 -1det/+1pp +1pn 0 -3subj/+1pred 0” in der Dependenzanalyse

o   Vgl. auch „Der hat mir von unten eine gekauft.“:

§  „von unten“ als Präpositionalphrase, die das Akkusativobjekt „eine“ modifiziert

§  „s vf do ao vnf” in der Satzgliedanalyse

§  0 0 0 +1pn 0 -2pp -6subj/-5aux/-4objd/-1obja” in der Dependenzanalyse

o   Analog: „Kennst du vom Sonntag die Lindenstraße“

ADV

·         Adverbien, die nicht vom Vollverb direkt abhängig sind, dürfen in der Satzgliedanalyse keine ADV bilden!

·         Adverbien, die direkt vom Vollverb und von nichts anderem abhängen, werden hingegen in der Satzgliedanalyse als Adverbiale annotiert.

o   Zur Überprüfung macht man den Weglasstest: Sind beide Elemente unabhängig voneinander weglassbar, sind sie beide vom Verb abhängig

·         Die Frage, welches der ADV dann den Kopf bildet, richtet sich

o   nach dem Rhema, z.B. in „Gibt immer noch die Möglichkeit“, wo das „noch“ rhematisch ist; „immer“ ist daher von „noch“ abhängig.

o   oder nach dem Element, das nicht weglassbar ist, z.B. im Satz „was auch immer nötig“ kann „auch“ weggelassen werden, „immer“ nicht => „immer“ ist der Kopf zu „auch“

·         Adverbien können in seltenen Fällen als Attribute gelten, in solchen Fällen wird das „da“ als ATTR in der Dependenzanalyse kodiert (siehe auch „Adverbien als Attribute“)

·         Achtung: ADV können i.d.R. keine Nominalphrasen modifizieren!

o   Bei dem Fall „nichts mehr“ ist „mehr“ nicht als Adverb, sondern als PIAT, also als Modifikator eines Nomens zu notieren, weil „nichts“ als Nominalphrase betrachtet wird (im Gegensatz zu „nicht mehr“, wo das „nicht“ durchaus von dem ADV „mehr“ modifiziert wird!)

o   Bei Nominalphrasen mit Nomen gibt es das nur selten, so z.B. „eine Zeit lang“, „eine Stunde lang“:

§  „Zeit“ und „Stunde“ sind die Köpfe und „lang“ modifiziert sie als ADV

§  Hintergrund: man könnte „lang“ eher als „eine Stunde“ weglassen, d.h. das nominale Element ist nicht weglassbar und daher Kopf des Adverbials.

ADV oder PO?

·         Wenn eine Präpositionalphrase nicht weglassbar ist, dann kommt sie als Präpositionalobjekt (PO) in Frage

·         Aber Achtung! Es gibt auch nicht-weglassbare Adverbiale

·         Man kann Präpositionalobjekte und nicht-weglassbare Adverbiale unterscheiden, indem man sie erfragt:

o   Frage nach Ort/Zeit/Art der Handlung möglich -> es handelt sich um ein Adverbial:

§  „Wenn ich es erst hinter mir habe“ -> „Wo?“, daher „hinter mit“ als nicht-weglassbares Lokaladverbial

§  „Die liegen auf der Motorik.“ -> „Wo?“, daher ADV in der Satzgliedanalyse

§  „Du gehst aufs Stadtfest“ -> „Wohin?", daher Lokaladverbial in der Satzgliedanalyse; außerdem ist „aufs Stadtfest" nicht-weglassbar

§  „Dass ich über meine Gedanken Computer steuern kann“ -> „über meine Gedanken“: „Wie?“, daher ADV

o   Frage nach nominalem Objekt möglich -> es handelt sich um ein Präpositionalobjekt:

§  Mit der ist schon 20 Jahre gedrückt worden“ -> „Womit?“, daher „mit der“ als Präpositionalobjekt

§  „Hier soll ich an einem Gewinnspiel teilnehmen.“ -> „Woran?“, daher „an einem Gewinnspiel“ als Präpositionalobjekt

§  „Ich hab ja vorher die ganze Zeit von ihr geredet“ -> „Von wem“, daher „von ihr“ als Präpositionalobjekt

·         Achtung: es kann durchaus sein, dass beide Annotationen vertretbar sind!

ADV oder DO?

·         Diese Frage stellt sich v.a. bei Präpositionalphrasen, die nicht obligatorisch sind (zu obligatorischen Präpositionalphrasen siehe den vorangehenden Punkt „ADV oder PO?“)

·         Ähnlich wie bei der Entscheidung „ADV oder PO?“ kann man auch hier wieder den Fragetest machen

·         Bei Erfragbarkeit durch Ort/Zeit/Art der Handlung handelt es sich um ein ADV, bei Erfragbarkeit durch nominale Objekte um ein Objekt

·         Auch hier gibt es Fälle, in denen beide Alternativen denkbar sind, so z.B. in Präpositionalphrasen mit „bei“ wie „Können Sie bei sich drüben das Licht ausmachen?“ -> „Bei wem?“ (DO) oder „Wo?“ (ADV)

·         Wir haben uns im Fall von Präpositionalphrasen mit „bei“ für die Pauschallösung entschieden, sie als DO zu annotieren

·         Weitere Pauschallösung: ist das durch die Präposition regierte nominale Element mit „mittels“ verwendbar (Substitutionstest), haben wir die Präpositionalphrase als DO annotiert

·         So ist z.B. in „Die Kinder fahren mit dem Auto“ „mit dem Auto“ „mittels Auto“ ersetzbar; daher haben wir die Präpositionalphrase als DO annotiert

ADV oder AO?

·         Erfahrungsgemäß ist die Unterscheidung zwischen ADV und AO bei nicht obligatorischen Präpositionalphrasen wesentlich einfacher. Man fragt sich, ob man den Satz noch durch ein Akkusativobjekt ergänzen kann. Ist das der Fall, handelt es sich um ADV und nicht um AO. Z.B. kann man in dem Satz „Da müssen wir offen haben“ noch ein AO wie „die Türe“ ergänzen. Folglich ist „offen“ ADV. Dasselbe gilt auch für „bißchen“ (s. dazu Unterpunkt „schwierige Wörter“)

ADV vs. PV in der Satzgliedanalyse und PRED in der Dependenzanalyse

·         ADV statt PV bzw. PRED ist ein häufiger Fehler!

·         Bei einem Kopulaverb in der PoS-Analyse muss es ein Prädikativ in der Satzglied- und Dependenzanalyse geben!

·         Achtung: in seltenen Fällen gibt es unvollständige Prädikativsätze:

o   Kopulaverb vorhanden, Prädikativ nicht realisiert, z.B. „das heißt“, das als „pds vkfin“ annotiert wird

o   Kopulaverb und Prädikativ werden realisiert aber das Subjekt nicht, z.B. „wäre gut“ oder „ist Musik“

·         Präpositionale Prädikative:

o    Prädikative mit Präposition sind in der Dependenzanalyse als PP zu annotieren (siehe auch „Inventar der Dependenzanalyse“, Abschnitt über PP/PN)

o   Z.B. „Dann war ich im MRT.“:

§  Der Kopf „im“ wird als PP annotiert.

§  Daher „0 -1adv/+1subj/+2pp 0 +1pn 0“ in der Dependenzanalyse

Ein oder zwei Adverbiale?

·           Adverbien können andere Adverbien modifizieren. Bei mehreren qualitativ identischen Adverbien geht man von mehreren Adverbialen aus, wenn diese einzeln weglassbar sind.

·         Bsp. „Ich kann mich ja mal kurz aufsetzen jetzt gleich.“:

o   „jetzt“ und „gleich“ bilden 2 separate Adverbiale

·         „Das pack jetzt irgendwo da an eine Seite.“:

o   In diesem Satz modifizieren „irgendwo“ und „da“ jeweils „an eine Seite“

o   Das zeigt auch der Weglassbarkeitstest: *„Das pack jetzt irgendwo“, *„Das pack jetzt da“ und *„Das pack jetzt irgendwo da“ vs. „Das pack jetzt irgendwo/da/irgendwo da an eine Seite“[33]

o   Es gibt also zwei vom Verb abhängige Adverbiale, nämlich „jetzt“ und „da irgendwo an eine Seite“

·         Wenn mehrere Adverbien voneinander abhängig sind, bilden diese nur 1 Adverbial in der Satzgliedanalyse. Diese Abhängigkeit muss in der Dependenzanalyse dokumentiert sein.

·         Bei „wie viel“, „wie lange“: „viel“ und „lange“ werden als Köpfe betrachtet und „wie viel“ und „wie lange“ als ein Satzglied

·         Bei „eine Weile“ wird „Weile“ als Kopf betrachtet

Partikel in der Dependenzanalyse

·         Grundsätzlich gilt:

o   FPTK und IPTK modifizieren das folgende Wort, wenn es den Kopf der Phrase darstellt

o   In „So dick sind die auch nicht.“ modifiziert z.B. die IPTK „so“ das direkt folgende „dick“

o   Bei FPTK hilft außerdem die Betonung, das Bezugselement trägt i.d.R. Fokus- oder Nebenakzent

§  des is nur STUdiengemeinschaft;“

·         „nur“ als FPTK, die das betonte Nomen „Studiengemeinschaft“ modifiziert.

·         D.h. die FPTK „nur“ modifiziert ein nominales Element und nicht das Verb

§  Achtung, FPTK können aber auch ein betontes Verb als Bezugselement haben, z.B. modifiziert die FPTK „echt“ in „ich lass mich ECHT überrAschen;“ das Verb, das einen Nebenakzent trägt

·         Ist das direkt auf die Partikel folgende Wort nicht der Kopf der Phrase, werden die Partikel in der Regel als vom Kopf abhängig annotiert

o   Hier hilft einem bei den FPTK wieder die Betonung

o   Vgl. z.B. „hatte ich zumindest den EINdruck;“:

§  „Eindruck“, der Kopf der NP, trägt den Fokusakzent und ist eindeutig das betonte Bezugselement der FPTK, auch wenn es nicht direkt nach dieser steht

§  die FPTK „zumindest“ modifiziert „Eindruck“ und nicht „den“

·         Achtung: es kann aufgrund der prosodischen Struktur der Intonationsphrase Abweichungen von dieser Regel geben

o   Vgl. z.B. „Ich habe nur EInen Bruder.“ (impliziert „und nicht zwei“):

§  „Bruder“ ist zwar der Kopf, aber „einen“ ist das betonte Bezugselement von „nur“

§  D.h. „nur“ modifiziert „einen“ und nicht „Bruder“

·         MPTK modifizieren das Hauptverb und werden als von diesem abhängig annotiert

Mehrere Adverbien oder Adverbien + Partikeln, die zu einem Adverbial gehören: Was modifiziert was?

·         Um Abhängigkeitsverhältnisse zu bestimmen, machen wir einen Weglassbarkeitstest: was nicht weglassbar ist, bildet den Kopf; was weglassbar ist und nicht alleine stehen könnte, modifiziert den Kopf

o   Adverbien können dabei Köpfe anderer Adverbien sein, z.B. in „ich hab mir total blöd den Fuß verstaucht“ ist „total blöd“ eine Adverbialphrase, in der „ganz“ den Kopf „blöd“ modifiziert.“

o   Sind sie unabhängig voneinander weglassbar, handelt es sich um zwei Adverbien mit dem Status freier Angaben, die zwei Konstituenten des Satzes bilden, z.B. in "ich bin wieder durchgedreht heute Nacht", wo die beiden Adverbien „wieder“ und „heute Nacht“ unabhängig vom anderen weggelassen werden können. Beide Adverbien sind Konstituenten des Satzes, beide haben den Status freier Angaben.“[34]

·         Dependenzanalyse für das Temporaladverbial „bis heute Abend“:

o   +1adv +1app 0

o   "heute" als Kopf des „heute Abend“ weil "Abend" im Gegensatz zu "heute" weglassbar ist.

o   = bewusste Abweichung von den MaltParser-Konventionen: obwohl „heute“ kein nominales Element ist, wird es als von einem APP modifiziert analysiert!

o   Analog gehen wir auch bei „Das ist typisch Mutter vor“:

§  Hier modifiziert das nominale Element „Mutter“ das nicht-nominale Element „typisch“

§  Obwohl „typisch“ kein nominales Element ist, wird es als von einem APP modifiziert analysiert

Wovon hängen Partikeln und Adverbien ab, vor allem, wenn sie gehäuft oder in Kombination auftreten?

·         Allgemein gilt, dass Modalpartikeln und Adverbien sehr oft vom Verb abhängig sind

·         Falls man sich unsicher ist, ob die Partikel oder das Adverb das Hauptverb modifizieren oder ein anderes Element im Satz, wird die Partikel/das Adverb als vom Hauptverb abhängig annotiert, z. B. wird in „Das ist ja schrecklich.“ „ja“ als von „ist“ und nicht von „schrecklich“ abhängig annotiert: 0 -1subj/+1ptk/+2pred 0 0

·         Ein anderes Beispiel wäre „Was ist denn jetzt los?“, wo „denn“ als Modifikator von „ist“ analysiert wird: 0 -1subj/+1ptk/+2adv/+3pred 0 0 0

·         Insbesondere bei „hier“, „da“, „auch“, „nicht“ und „noch“ gibt es mehrere Dependenzvarianten, bei denen es sehr wichtig sein kann, den Kontext und die Intonation bzw. die Betonung genau anzusehen. Manchmal sind auch zwei Alternativen gleichzeitig denkbar!

o   „hier“ und „da“:

§  Häufig handelt es sich um vom Verb abhängige ADV oder PRED

§  Können aber wie z.B. in „so ein komisches Zeugs da“ als Attribut fungieren (siehe „Adverbien als Attribute)

§  „Dann war das hier vor der Decke voll.“: der Patient bezieht sich auf einen physikalischen Ort, daher wir „hier“ als ein eigenes ADV, nicht als Modifikator (ATTR) von „das“ analysiert

Schwierige Wörter und Wortkombinationen wie „auch“, „bisschen“, „da drauf“, „da drüber“, „noch“, „so“,:

·         „auch“:

o   Ist oft vom Vollverb abhängig, z.B. in „Das hab ich auch gemerkt“

o   Wir sehen das auch so.:

§  „auch“ hier als vom Vollverb abhängig

§  Man kann sich aber auch die Variante „auch so“ mit „so“ als Kopf vorstellen

·         „bisschen“

o   als Attributives Indefinitpronomen (PIAT): „ein bisschen“+ NP (d.h. + Nomen oder Pronomen) ist als DET zu annotieren (nicht als GRAD): Folgt auf „ein bisschen“ also ein Nomen, modifizieren sowohl „ein“ als auch „bisschen“ den Kopf, nämlich das Nomen: „Habe immer noch ein bisschen Kopfweh.“: +2adv/+5obja 0 -1adv 0 0 -2 det/-1det; vlg. auch: „nur ein bisschen Flüssigkeit“: 0 0 -2ptk -2det/-1det

o   als PIS (PoS)/ AO (Syntax, Dependenz): „bisschen“ ohne NN; ein AO kann nicht ergänzt werden, sonst handelt es sich bei „bisschen“ um ein ADV

o   als ADV: „Bisschen kann ich auch“ oder „Ein bisschen kann er“: in beiden Sätzen kann „es“ ergänzt werden, daher handelt es sich bei „ein bisschen“ um ADV

§  Achtung: in „Ich guck lieber so ein bisschen“ ist „ein bisschen“ auch ADV; die Valenz von „gucken“ (siehe „schauen12“ bei evalbu) fordert ein Subjekt und ein Lokaladverbial, kein Objekt

§  Ist „bisschen“ ein ADV, wie in: „Willst noch ein bisschen spazieren gehen?“ ist „ein“ DET von „bisschen“ und hängt von ihm ab. „bisschen“ wiederum hängt vom nachfolgenden Wort ab oder von Verb, wenn es die Satzgrenze markiert; vgl. auch: „Ein bisschen kann er.“: 0 -1det -1adv/+1subj 0 oder „Ich guck lieber so ein bisschen.“: 0 -1subj/+1adv/+4adv 0 0 0 -2det/-1det

·         „da“ und „drüber“ bzw. „da“ und „drauf“ : Es handelt sich dabei um zwei qualitativ identische Adverbien

o   Anders als „da“ können „drauf“ bzw. „drüber“ aber i.d.R. nicht weggelassen werden

o   Vgl. z.B. „legs mal da drauf/ da drüber“:

·         Lässt man „drauf“ oder „drüber“ weg, klingt der Satz komisch, vgl. *„legs mal da“

·         Lässt man dagegen „da“ weg, ist der Satz nach wie vor in Ordnung, vgl. „legs mal drüber“

o   Daher wird „da drauf“ und „da drüber“ als ein Adverbial mit „drauf“ und „drüber“ als Köpfen betrachtet

o   Die rhematischen Elemente „drauf“ und „drüber“, die neue, spezifischere Information beinhalten, sind obligatorisch

o   „da drauf“ und „da drüber“ werden in der Satzgliedanalyse als ein Adverbial annotiert

o   „da drauf“ und „da drüber“ können außerdem auch als eins durch „Wodrauf?“/“Wodrüber?“ erfragt werden

o   In der Dependenzanalyse hängt „da“ von den Pronominaladverbien „drauf“ bzw. „drüber“ ab

o   Achtung: es gibt natürlich auch von dieser Regel eine Ausnahme:

·         Stehen „da“ und „drauf“ bzw. „drüber“ nicht direkt nebeneinander und kann man in diesem speziellen Fall auch beide unabhängig voneinander weglassen, betrachten wir sie als unabhängig voneinander

·         Bsp.: „Wenn da ein Fleck drauf ist“ -> „Wenn da ein Fleck ist“ und „Wenn ein Fleck drauf ist“ sind beide möglich -> „da“ und „drauf“ sind unabhängig voneinander und hängen direkt vom Verb ab

·         Achtung: Analog zu nicht nebeneinander stehenden Lokaladverbialen: Im Satz „Geh mal da an den Schrank“ ist „da“ weglassbar und „an den Schrank“ obligatorisch (* „Geh mal da“)

·         Auch in „Wer muss da auf den Topf“ ist „da“ weglassbar und „auf den Topf“ nicht (*„Wer muss da“)

·         Aber Achtung: das ist keine Pauschallösung, d.h. es gibt auch Fälle mit „da“ und einem anderen Lokaladverbial, in denen beide unabhängig voneinander weglassbar sind und beide direkt vom Verb abhängen

o   Achtung: es gibt auch Kombinationen mit „da“ und einem anderen ADV, in denen beide direkt vom Verb abhängen und unabhängig voneinander weglassbar sind

o   Vgl. z.B. „Da sind noch ein paar alte Sachen drin“ -> „Da sind noch ein paar alte Sachen“ oder „Sind noch ein paar alte Sachen drin“

o   „noch“:

§  Schwierigkeit bei „noch“: modifiziert „noch“ das Verb oder etwas anderes?

§  Mach noch einen Salto rückwärts runter. („noch“ wurde als von „einen“ abhängig analysiert. Kann man sich auch die Variante „mach noch“ vorstellen)

§  „Willst noch ein bisschen spazieren gehen?“: „noch“ modifiziert in diesem Beispiel „bisschen“ und nicht „willst“, die Entscheidung ließ sich basierend auf dem Kontext treffen (Der Konversationspartner war schon spazieren.)

§  „Ich hab da noch mehr Cornflakes.“: „mehr“ wird als Determinierer von „Cornflakes“ analysiert, „noch“ als adverbialer Modifikator von mehr; Ebenso funktioniert das folgende Beispiel: „Denn damit krieg ich noch mehr Kopfschmerzen.“: 0 0 -2adv/-1objd/+1subj/+4obja 0 0 -1adv -1det

§  „Ich schlaf noch ein detz.“:

·         „noch“ als 1 ADV

·         „detz“ als Kopf

·         „noch“ und „ein“ als von „detz“ abhängig

§  „Ich hab noch eine gekauft.“:

·         Pragmatik, Betonung beachten

·         Wenn es klar nachvollziehbar ist, dass „noch“ ein nominales Element modifiziert, wird „noch“ als davon abhängig annotiert, ansonsten (auch bei Zweifelsfällen) als vom Verb abhängig.

§   „Ich heb mich noch ein Stück nach oben.“:

·         0 0 -2adv/-1det-1grad/+1adv 0

·         „noch ein Stück nach oben“ ist 1 ADV:

§  In den Phrasen „noch eine“/„noch ein Stück“ wird „noch“ als vom nominalen Element abhängig annotiert

§  Z.B. „In der anderen Tasche sind noch welche.“:

·         „sind noch“ oder „noch welche“?

·         Im Gegensatz zu „Holst du bitte schnell welche?“ ist „noch welche“ als ein Satzglied erfragbar à „noch welche“ stellt ein mögliches Satzglied dar.

·         Der Kontext des Gesprächs kann bei Zweifelsfällen sehr hilfreich sein, um die Dependenz zu bestimmen

·         In diesem Gespräch ging es um Kleider, und dass in der anderen Tasche noch welche sind.

·         „Noch welche“ wird hier als ein Akkusativobjekt betrachtet, d.h. das ADV „noch“ hängt nicht vom Verb, sondern von einem nominalen Element ab.

o    „nicht“:

§  In der Default-Variante hängt „nicht“ vom Verb ab:

·         Der Rest interessiert mich nicht.“: 0 -1DET -1SUBJ/+1OBJA/+2PTK 0 0

·         Auch in „Hast du nicht gestern am Telefon gemeint?“ hängt „nicht“ von „gemeint“ ab

§  „nicht“ kann aber auch von einem ADV/einer Partikel abhängen, das/die vom Verb abhängig ist:

·         „Ich kann es nicht anders machen.“: „nicht“ modifiziert das adv „anders“, das vom Verb abhängt (0 0 0 0 -1ptk -5subj/-4aux/-3obja/-1adv)

§  „nicht“ + ADJD:

·         Z.B. „nicht gut“

·         „nicht“ hängt vom ADJD (hier: „gut“) ab

§  „nicht“ + NP:

·         „das ist doch nicht das Wahre“: was? à „nicht das Wahre“, d.h. „nicht“ modifiziert die NP

§   „nicht“ + PIS, z.B. „Das will auch nicht jeder.“: „nicht“ modifiziert „jeder“

§  „nicht mehr“:

·         Das ADV „mehr“ ist von „nicht“ abhängig, denn: „nicht“ kann alleine stehen, „mehr“ nicht

·         „nicht“ hängt vom Verb ab, „mehr“ hängt von „nicht“ ab

·         „Der Achte haben wir auch nicht mehr.“:

o   „mehr“ hängt von „nicht“ ab

o   „auch“ hängt vom Verb ab

§  „nicht mehr +adv“:

·          „Ich hab selber alles gar nicht mehr richtig wahrgenommen“:

o   „nicht“ hängt von „richtig“ ab, das vom Verb abhängig ist

o   „gar“ und „mehr“ hängen von „nicht“ ab

o   Es handelt sich um einen sehr schwierigen Fall: modifiziert „richtig“ „nicht“ oder das Verb?

o   Wir halten uns an die Faustregel: in Zweifelsfällen werden ADV als vom Verb abhängig annotiert

o   Daher „0 0 0 0 0 -1ptk/+1adv 0 -2ptk -8subj/-7aux/-6adv/-5obja/-1adv“ in der Dependenz

·         Analog „Konnte nicht mehr richtig sehen, laufen“ und „Ich kann auch nicht mehr groß“

§  „auch nicht“:

·         „auch“ (sowohl als ADV als auch als MPTK) und „nicht“ sind in der Default-Variante beide vom Verb abhängig

·         Sollte Default-Variante nicht zutreffen, bitte Kommentar in der Tabelle machen

§  „auch nicht mehr“:

·         Default-Variante: „auch“ hängt vom Verb ab, „mehr“ hängt von „nicht“ ab

§  „überhaupt nicht“, „gar nicht“:

·         „überhaupt“, „gar“ und andere Fokuspartikeln sind von „nicht“ abhängig

§  „nicht mal“:

·         „nicht“ und „mal“ hängen beide vom Verb ab!

§   „noch nicht“:

·         Z.B. „Jetzt können sie dann noch nicht sagen.“:

o   „noch“ modifiziert „nicht“

o   Daher „0 0 0 0 0 -1adv -6adv/-5aux/-4subj/-3adv/-1ptk“in der Dependenz

·         „Ich hab sie noch nicht getragen.“: „Ich habe sie nicht getragen“ vs. *“Ich habe sie noch getragen“ (eine andere Bedeutung). à „noch“ modifiziert „nicht“, 1 Adverbial.

§  Das weiß ich noch nicht mal mehr.“ und „Hab sie doch schon länger nicht mehr gesehen.“ als zwei Beispiele, in denen wir die Semantik der Negation berücksichtigt und die ADVs „noch, mal, mehr“ bzw. „schon länger, mehr“ als von „nicht“ abhängig annotiert haben:

·         „Hab sie doch schon länger nicht mehr gesehen“: 0 0 0 0 -1adv -1adv/+1adv 0 -7aux/-6obja/-5ptk/-2ptk

·         „Das weiß ich noch nicht mal mehr“: 0 -1obja/+1subj/+3ptk 0 0 -1adv/+1ptk/+2adv 0 0

·          „so“:

o   „so“ als PIAT: „so“ kann in der gesprochenen Sprache auch als Determinierer nominaler Elemente verwendet werden.

§  z.B. in „So bisschen Beschäftigung fand ich auch ganz nett“

§  Hier sind „so“ und „bisschen“ zwei PIAT, die beide in der Dependenz als DET von „Beschäftigung“ betrachtet werden

o   „so + ADJD“:

§  Die Partikel „so“ modifiziert das ADJD und wird als von ihm abhängig annotiert

§  Z.B. „So dick sind die auch nicht.“: 0 -1PTK -1PRED/+1SUBJ/+2PTK/+3PTK 0 0 0

o   „nicht + so + ADJD“:

§  Die beiden Partikeln werden als vom ADJD abhängig annotiert

§  „nicht so großartig“: 0 0 -2ptk/-1ptk

§  „nicht so wichtig“: 0 0 -2ptk/-1ptk, „so“ ist eine Intensitätspartikel, die von „wichtig“ abhängt

§  „nicht so toll“: 0 0 -2ptk/-1ptk

o   „Wenn er doppelt so groß wäre.“:

§  In der Dependenz wird alles als von "groß" abhängig annotiert (Weglassbarkeitstest zur Bestimmung des Kopfes)

§  „doppelt so groß“ in den PoS: adjd iptk adjd

o   „so + ART + NN“:

§  Alles vom Nomen abhängig:

§  „so eine Landkarte“: 0 0 -2det/-1det

o   „so + NP“: „so“ als DET, nicht als ATTR!

o   Modifikation des Verbs durch „so“ als ADV:

§  „so“ wird als vom Verb abhängiges ADV annotiert

§  Z.B. „Das hat so gespritzt.“: 0 0 0 -3subj/-2aux/-1adv

o   „Dann werd ich so weiter gucken.“: „so“ und „weiter“ sind unabhängig voneinander weglassbar (Weglassbarkeitstest)

Abhängigkeit von Adverbien oder vom Prädikativ?

·         Z.B. „Das ist hier teilweise durcheinander.“: „hier“ ist als Lokaladverbial von „ist“ abhängig, während „teilweise“ vom Prädikativ „durcheinander“ abhängt

·         Z.B. „Meine Stimme ist momentan noch da.“:

o   s vf adv adv pv

o   „momentan“ und „noch“ als zwei unabhängige ADV, „da“ als Prädikativ

·         Faustregel: Wenn ein Adverb den adverbialen Kern des Prädikativs modifiziert, d.h. wenn Adverbien/Adverbialkomplexe nicht einzeln weglassbar sind, ohne dass sich die Semantik des Satzes verändert oder der Satz ungrammatisch wird, gehört das ADV zum Prädikativ:

o   Vgl. „Wie spät ist jetzt?“ mit *“Wie ist jetzt?“, *“Spät ist jetzt“?

Satzglieder/Dependenz bei nominalisierten Adverbien:

·         „Den kriege ich des Öfteren“:

o   Wird als ADV in den beiden Analysen analysiert.

o   Nicht-präpositionale Nominalgruppen als adverbiale Bestimmungen sind sehr selten.

o   Hier gilt die Nominalgruppe als „Adverb“, weil alle Nominalgruppen, die als ADV in der Satzgliedanalyse bezeichnet werden, in Präpositionalphrasen vorkommen und dementsprechend in der Dependenzanalyse den Label „PP“ annehmen.

PRF in Dependenz-und Satzgliedanalyse

·         PRF werden immer als Objekte annotiert und das unabhängig davon, ob sie obligatorisch oder optional sind, z.B. in „Weil sich ja beim Hirn oft Sachen verlagern“ wird "sich" als ao  und „beim Hirn“ als adv in der Satzgliedanalyse analysiert.

PAV/PWAV und PROAV/PROWAV in der Dependenz- und Satzgliedanalyse:

·         PAV und PWAV werden in der Dependenzanalyse und in der Satzgliedanalyse je nach Funktion als ADV oder PRED annotiert

·         PROAV und PROWAV werden in der Dependenzanalyse je nach Kasus der Präposition, von der sie abgeleitet wurden, annotiert

·         Obligatorische PROAV und PROWAV (zur Orientierung siehe: Evalbu) werden in der Satzgliedanalyse als PO annotiert

·         Nicht obligatorische PROAV und PROWAV werden in der Satzgliedanalyse als Objekte je nach Kasus annotiert

PIAT

·           Alle PIAT, egal ob flektiert oder unflektiert, mit nominalen Elementen als Köpfen, sind als DET zu annotieren

·         D.h., PIAT, die Nomen/Pronomina modifizieren, sind „DET“ in der Dependenzanalyse:

o   „mit aller Ruhe“: +2pn 0 -1det

o   mehr Kopfschmerzen“: 0 -1det

o   „Ich brauche keine Strümpfe.“: 0 -1subj/+2obja 0 -1det

o   „Ich habe noch genug andere.“: 0 -1subj/+1adv/+3obja 0 0 -1det

Sonderfall: Ein bisschen

o    Folgt auf „ein bisschen“ ein Nomen, modifizieren sowohl „ein“ als auch „bisschen“ den Kopf, nämlich das Nomen: „Habe immer noch ein bisschen Kopfweh.“: +2adv/+5obja 0 -1adv 0 0 -2 det/-1det;

o   Vlg. auch: „nur ein bisschen Flüssigkeit“: 0 0 -2ptk -2det/-1det

o   In Fällen wie: „Willst noch ein bisschen spazieren gehen?“ ist „ein“ DET von „bisschen“ und hängt von ihm ab. „bisschen“ wiederum hängt vom nachfolgenden Wort ab oder von nichts, wenn es die Satzgrenze markiert; vgl. auch: „Ein bisschen kann er.“: 0 -1det -1adv/+1subj 0 oder „Ich guck lieber so ein bisschen.“: 0 -1subj/+1adv/+4adv 0 0 0 -2det/-1det

·         Siehe dazu auch Eisenberg (2004: 185)

PIS als S/AO[35]

·         „Möglich ist alles

·         „viel(es)“ : als AO

·         „Momentan kann ich nicht viel machen“.

·         Für den Papa kann man nicht kochen.“: PIS als Subjekt

„es“

·         Expletives „es“:

o   „Als Satzglied ist es erfragbar, kann durch andere NPs substituiert werden und ist je nach Valenzeigenschaft der Verben obligatorisch oder fakultativ“ (Pittner und Berman, 2010: 127).

o   Expletives „es“ als formales Subjekt/formales Objekt, das mit dem Verb/Adjektiv kongruiert.

o   Subjekt: „Es gibt keine Quastenflosser mehr“.

o   Objekt: „Er hat es eilig“. (Pittner und Berman, 2010: 128-129).

·         Vorfeld-„es“ (Platzhalter es):

o   Keine Satzgliedfunktion, nicht von einem bestimmten Verb abhängig.

o   Das Vorfeld-"es" wird in der Satzgliedanalyse und in der Dependenzanalyse nicht berücksichtigt, WENN es NICHT ERFRAGBAR ist:

§  „Es warten drei Studenten auf dich“, „Es ist keiner da“.

o   WENN das Vorfeld-„es“ ERFRAGBAR ist, wird es berücksichtigt:

§  Es geht nämlich alles in die Hose raus.“ : +3app -1subj+1ptk/+3pp/+6avz 0 0 +2pn 0 -1det 0 (in Analogie zu „Das ist alles Wäsche.“ : +2app -1subj/+2pred 0 0)

·         „es“-Korrelat zu einem Satz, d.h. Korrelat zu einem Subjekt/Objekt bei komplexen Sätzen: Bsp.: „Es kommt was“

·         Sätze mit expletivem oder Vorfeld-es haben einen gelben Hintergrund

·         Expletives „es“ ist nicht-obligatorisch und daher grau zu schreiben: „Es ist keiner da“, „Gestern war es ein anderes Gefühl“

DET, ATTR, PP, GRAD, APP und ADV

·         Achtung, die Frage ist nur dann relevant, wenn man davon ausgeht, dass das Wort vom Nomen/in sehr seltenen Fällen vom Pronomen abhängt.

·         DET:

o   Attributive Indefinitpronomen (PIAT)

§  Inklusive “mehr”, “weniger”, „genug”, „ein bisschen“ (s. dazu auch PIAT: Sonderfall „ein bisschen“), „viel“, „wenig“ + NP (d.h. + Nomen oder Pronomen)

o   Possessivpronomen (PPOSAT)

o   Attributive Demonstrativpronomen (PDAT)

o   Attributive Interrogativpronomen (PWAT)

o   Artikel

o   CARD (darunter fallen Kardinal- und Ordinalzahlen)

·         PP:

o   Alles, was Präpositionalphrase ist

o   D.h. Präpositionaladverbiale, Präpositionalattribute, Präpositionalprädikative.

o   Als PP-realisierte PRED und ATTR werden in der Dependenzanalyse als PP analysiert.

·         ATTR:

o   Ist im engen Sinne zu verstehen und umfasst nur nicht-präpositionale Attribute, welche ADJA in der PoS-Analyse entsprechen.

o   Aber: in „eine Art Landkarte“ ist „eine Art“ als Attribut von „Karte“ zu annotieren, da es z.B. durch „eine große Karte“ ersetzbar wäre

o   Partikel kommen nicht als Attribut vor.

o   Indefinitpronomen können attributiv gebraucht werden (bei Nominalisierungen), z.B. „Es gab viel Neues“.

Adverbien als Attribute

·         Adverbien können in seltenen Fällen als Attribute gelten

·         Z.B. „Ich kriege so ein komisches Zeugs da.“, „Ich habe diese Teile da reingekriegt.“

·         Aus dem Kontext kann man in diesen Fällen keinen eindeutigen Verweis auf den Ort nachvollziehen

·         Es handelt sich eher um einen Verweis auf das Objekt, deswegen kann es sich bei „da“ hier nicht um ein Lokaladverbial handeln

·         Laut Eisenberg (2004: 213) „attributive“ Position von Adverbien in Nominalphrasen wie „die Frau da; die Zeitung hier; die Brüder und Schwestern drüben“.

·         Daher haben wir in den obengenannten Beispielen „da“ als Adverb in der PoS-Analyse und als Attribut des Nomens in der Dependenzanalyse analysiert.

·         Vgl. „Das hier war so komisch“, wo „hier“ als Attribut zu „das“ annotiert wird: +1attr 0 -2subj/+2pred 0 -1ptk

·        
Alternativ könnte man in Analogie zum Vorschlag von Hirschmann „da“[36] als einen post-nominalen Determinierer von „Zeugs“ analysieren und in der PoS-Analyse als „Artikel“ bezeichnen:

GRAD

·         Faustregel: wir gehen nach Weglassbarkeit vor; ist das nominale Element weglassbar, betrachten wir es als GRAD, ist es nicht weglassbar, betrachten wir es Kopf des Adverbials

·         „einen Tag später“:“

o   „Tag“ ist weglassbar und daher GRAD

o   „später“ ist der Kopf

o   „einen“ ist DET weil ART

o   Dependenzanalyse: 0 -1det -1grad

·          „ein paar alte Sachen“: -1det 0 -2grad/-1attr

·         „ein Stück Brot“ in „Ich habe ein Stück Brot gegessen“:

o   0 -1det -1grad, d.h. „Stück“ als GRAD, „Brot“ als Kopf

o   Weblicht analysiert „Brot“ als APP von „Stück:

o   In der „Satzgliedanalyse obligatorisch“ ist „Brot“ obligatorisch und „Stück“ weglassbar weil „Brot“ einen höheren Informationsgehalt hat.

o   „ein Stück“ ist weglassbar und durch „viel“ ersetzbar, gibt die Menge an

·         „eine Stunde Zeit“: 0 -1det -1grad, d.h. „Zeit“ als Kopf, „Stunde“ als GRAD

·         "Bisschen", "mehr", „viel“, „wenig“ + NP als DET und nicht als GRAD (siehe auch Abschnitt zu „PIAT“):

o   „ein bisschen was“: 0 -1det -det

o   „ein bisschen Kopfschmerzen“: 0 -1det -1det

o   „mehr Kopfschmerzen“: 0 -1det

o   „nichts mehr“: +1det 0 (mehr als post-nominaler DET von „nichts“)

o   Ausnahme: „nicht zu viel von dem Zeug“: „viel“ als Kopf

Achtung: in „eine Zeit lang“ und „eine Stunde lang“ gibt es keine GRAD, weil das nominale Element den Kopf darstellt

KON und CJ

·         „dran oder fertig”: +1kon +1cj 0!

·         Achtung: KON muss nicht unbedingt koordinierende Konjunktion sein:

o   Z.B. ist „Komma“ in „sieben Komma fünf“ auch KON: +1KON +1CJ 0

KOM und CJ

·         KOM hängen unseres Wissens nach nur von nominalen oder adverbialen Elementen ab und nicht vom Verb

·         „viel schlanker wie ich“: 0 -1adv/+1kom +1cj 0

o   „wie“ ist von „schlanker“ als KOM abhängig

o   "ich" als CJ und von "wie" abhängig

·         Wenn es ein KOM gibt, muss es ein CJ geben (laut conventions CJ links nach KOM): Ausnahme s. Kap. „Hierarchie“

 „Wenn“

·         Immer als KOUS und KONJ annotiert, nie als ADV!

APP

·         APP: nur bei Nominalphrasen mit Nomen oder auch Pronomina als Köpfe (z.B. „was...alles“)

o   Ausnahme: In seltenen Fällen annotieren wir Appositionen bei nicht-nominalen Köpfen:

§  „heute Nacht“: „Nacht“ als APP, „heute“ als Kopf[37]

§  „typisch Mutter“ (im Sinne von „typisch für die Mutter“, vgl. „Das ist typisch“ und „Das ist Mutter“). „Mutter“ als APP und „typisch“ als Kopf.

·         Voraussetzung für eine Apposition ist immer, dass der Kasus derselbe ist wie der des Bezugselements

·         Der Dependency Parser Auf Weblicht macht APP anders als wir:

o   Bei uns: „Was hat man denn da alles reingepackt?“ -> +5app 0 0 0 0 0 -6obja/-5aux/-4subj/-3ptk/-2adv

o   Auf Weblicht:

·         Wir behalten unsere Variante, weil wir keinen nachvollziehbaren Grund sehen, wieso Objekte mal vom Auxiliar, mal vom Vollverb abhängen sollen.

·         Syntaktische Abhängigkeiten zwischen Indefinitpronomen:

o   Bisschen habe ich was gegessen.“: „was“ als APP von „bisschen“

6.     Übereinstimmung zwischen Analysen

Generell dürfen sich die Analysen gegenseitig nicht widersprechen. So müssen in der Dependenz genauso viele Komponenten vorhanden sein wie bei den PoS oder sowohl in der Satzgliedanalyse als auch in der Dependenzanalyse immer ein Subjekt vorhanden sein. Manchmal können Bestandteilen einer Analyse auch direkt Entsprechungen in einer anderen Analyse zugeordnet werden. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass es Hierarchien in der Zuordnung gibt.

Sogar die verschiedene Lesart eines Satzes kann dazu führen, dass nicht nur in einer Analyse, sondern in mehreren Analysen Änderungen vorgenommen werden müssen.

Beispiel: „Was ändert das mit der Beinsache“. Hier sind zwei Lesarten möglich

(1)   „das mit der Beinsache“ ist ein Bestandteil oder

(2)   „mit der Beinsache“ ist unabhängig von „das“

Je nachdem müssen die Analysen, wenn auch nur minimal, angepasst werden:

zu (1) Satzglieder: ao vf s; Dependenz: 0 -1obja/+1subj +1pp +2pn 0 -1det

zu (2) Satzglieder: ao vf s do; Dependenz: 0 -1obja/+1subj/+1pp +2pn 0 -1det

 

Besonders anfällig für Fehler sind Adverbien. In dem Beispiel „Ob man vielleicht in die Stadt oder mal in den Park darf.“ ist „in die Stadt oder mal in den Park“ ein adv. Das muss in der Satzgliedanalyse bedacht werden, in der Dependenz müssen die Abhängigkeiten entsprechend stimmen, denn es kann sich nur um ein Adverb in der Satzgliedanalyse handeln, wenn in der Dependenz entsprechende Abhängigkeiten analysiert sind: 0 0 0 +2pn 0 -1det/+1kon +2pp 0 +2pn 0 -1det -11konj/-10subj/-9adv/-8pp/-4ptk

 

Folgende Entsprechungen bzw. Hierarchien werden in den Analysen berücksichtigt:

·         APPRART (Verschmelzungen aus Präposition und Artikel) werden nicht als DET, sondern als PP in der Dependenzanalyse annotiert

·         Als DET in der Dependenzanlyse werden Attributive Indefinitpronomen (PIAT), Possessivpronomen (PPOSAT), Attributive Demonstrativpronomen (PDAT), Attributive Interrogativpronomen (PWAT), Artikel (ART) und CARD (darunter fallen Kardinal- und Ordinalzahlen) analysiert

·         Wenn ein Wort in der PoS-Analyse als PAV/PWAV annotiert ist, muss es in der Satzgliedanalyse und in der Dependenzanalyse als ADV (oder als PRED) und darf nicht als Objekt annotiert sein.

·         Wenn ein Wort in der PoS-Analyse als PROAV/PROWAV annotiert ist, muss es in der Dependenzanalyse je nach Kasus der Präposition, von der es abgeleitet wurde, annotiert sein (und nicht als ADV).

·         In der Satzgliedanalyse muss ein PROAV/PROWAV entweder als PO (wenn es obligatorisch ist) oder als Objekt entsprechend dem Kasus der Präposition (wenn es nicht obligatorisch ist) annotiert sein.

·         Alle PIAT, egal ob flektiert oder unflektiert, die nominale Elemente als Köpfe haben, sind als DET zu annotieren und nicht als Attribute

·         Subordinierende Konjunktionen (in der Satzgliedanalyse SJ) dürfen in den PoS nicht als PWAV annotiert sein, sondern müssen als KOUS annotiert sein! (Achtung: „wo“ kann KOUS sein)

·         Wenn es ein KONJ in der Dependenz gibt, muss es ein KOUS in PoS geben!

·         Wo PTKVZ in PoS vorhanden ist, muss VZ in der Satzgliedanalyse stehen und AVZ in der Dependenzanalyse!

·         Präpositionalobjekte werden in der Dependenzanalyse nach dem Kasus der Präposition annotiert, z.B. wird das PO „dran“ in „wenn ich dran denke“ (< an jemanden/etwas denken) als OBJA annotiert. Im Gegensatz zur Satzgliedanalyse machen wir in der Dependenzanalyse also keine Unterscheidung zwischen obligatorischen (PO) und optionalen Objekten (AO/DO), es wird nur die Kasusinformation in die Analyse miteinbezogen. Daraus ergibt sich ein Unterschied zwischen der Satzgliedanalyse und der Dependenzanalyse, z.B.: „Es kommt immer drauf an.“ s vf adv po vz (Satzgliedanalyse) vs. 0 -1subj/+1adv/+2obja/+3avz 0 0 0 (Dependenz).

·         Ein SJ in der Satzgliedanalyse muss ein KOM in der Dependenzanalyse sein.

·         Wenn es ein CJ in Dependenz gibt, muss es ein KON oder ein KOKOM in PoS geben! [38]

·         Wenn es ein CJ in der Dependenz in Verbindung mit zwei Verben gibt, darf in der Satzgliedanalyse und in den PoS auch nur ein Verb annotiert werden, z.B. in „Mich musst du so davorstellen und sagen“: 0 0 0 0 -4obja/-3aux/-2subj/-1adv/+1kon +1cj 0 und daher ao vf s adv vnf

·         Wenn es ein Kopula in den PoS gibt, dann muss es ein PV in der Satzgliedanalyse und ein PRED in der Dependenz geben

·         Wenn es in der Dependenz ein OBJD gibt, muss es in der Satzgliedanalyse ein DO geben. [39],[40]

·         Wenn es in der Dependenz ein OBJA gibt, muss es in der Satzgliedanalyse ein AO geben. [41],[42]

·         „da drauf“ und „da drüber“ werden in der Satzgliedanalyse als ein Adverbial annotiert, in der Dependenzanalyse hängt „da“ von den Pronominaladverbien „drauf“ bzw. „drüber“ ab

·         „eine Weile“ ist ein Beispiel für ein Adverbial, das ein Nomen als Kopf hat, in der Dependez wird dann „Weile“ als ein vom Verb abhängiges adv annotiert, „eine“ ist ein von „Weile“ abhängiger det.

·         Präpositionalphrasen, die Substantive modifizieren, werden nicht als Satzglieder in der Satzgliedanalyse annotiert („Die Mäuse in Rädern sind out“ => „Die Mäuse in Rädern“ bilden s in der Satzgliedanalyse)

·         Bei „sich“ und „mich“ werden ao/obja und do/objd manchmal verwechselt.

7.     Analyse der Syntax und der Satzverknüpfungen

Die Sätze werden in Haupt- und Nebensätze unterschieden und innerhalb dieser beiden Kategorien weiter untergliedert. Jeder (Haupt- oder Neben-)Satz muss mindestens zwei Kategorien erfüllen, kann aber auch mehr erfüllen.

7.1             Hauptsätze

7.1.1          Abgeschlossener Hauptsatz (=HS)

"Abgeschlossener HS" bedeutet, dass kein von diesem HS abhängiger NS davor oder danach kommt und dass der Sprecher/der Kommunikationspartner die Äußerung nicht abgebrochen hat und keine Selbstreparatur vorliegt. Ein "abgeschlossener HS" kann syntaktisch unvollständig sein, beinhaltet aber immer zumindest ein Hauptverb (‚Bin nicht müde.‘) und häufig auch ein Subjekt (‚Nehm ich mal an.‘).

    • Vorsicht hier bei der Unterscheidung von „abgeschlossen“ und „vollständig“ (s. Kapitel 1);
      Beispiel: Ein HS kann durchaus abgeschlossen sein (in dem Sinne, dass vor und nach ihm kein NS steht), obwohl das von der Valenzstruktur geforderte Objekt nicht realisiert wird: „Hat keiner gemeint“
    • Sätze mit „weil“ im Vorfeld werden als HS betrachtet, wenn aus dem Kontext nicht klar zu erschließen ist, dass es sich um einen uneingeleiteten NS handelt.
    • Sätze, die mit „und“ oder „aber“ angeschlossen werden, werden als HS betrachtet (abgeschlossen oder aber auch Matrixsatz); der vorangehende Satz, an den angeschlossen wird, ist ein abgeschlossener HS.
    • Imperativsätze des Typus "Guck (mal)!“, gefolgt von V2-Sätzen, werden als abgeschlossene HS betrachtet, und der darauf folgende V2-Satz wird als Hauptsatz analysiert (nicht als ein uneingeleiteter Objekt-NS).

611

    

s eInzige_isch_s OPtische-

612

    

=dess ma da vielleicht dann (0,8)°h DENKT-

7.1.2          Hauptsatz oder uneingeleiteter Nebensatz?

Aus dem Kontext ist unklar, aufgrund unverständlicher Elemente im Transkript, ob es sich um einen HS oder einen uneingeleiteten NS handelt.

Außer nach Imperativen wie „Guck mal“ oder „Schau“, denen ein V2-Satz folgt, der als HS analysiert wird, wird die vorliegende Kategorie verwendet, wenn der unmittelbar zuvor geäußerte Satz nicht deutlich verstanden wird und so nicht als Matrixsatz identifiziert werden kann. Diese Mischkategorie vereint daher die Folgesätze, die nicht deutlich als uneingeleiteter NS oder als abgeschlossener HS definiert werden können.

7.1.3          HS, dem obligatorisch ein HS oder NS folgt, welcher nicht durch das Verb gefordert wird

Ihm folgt ein obligatorischer HS oder NS, welcher aber nicht vom Verb im Matrixsatz gefordert wird (wie bei einem Objektsatz), sondern durch Textadverbiale, die phorisch auf den Folgesatz verweisen.

    • Beispiel: „Ich sei zwar richtig im Wasser abgetaucht; aber ich hatte Kopfweh dann.“
       => Das „zwar“ fordert eine Fortsetzung mit einer konzessiven Konjunktion wie „aber“ oder „jedoch“
    • Beispiel: „ich hAb zwar starke KOPFschmerzen; aber das licht STÖRT mich nich;“

7.1.4          Hauptsatz als Diskursmarker/Floskel, auch elliptisch

Dabei handelt es sich um grammatikalisierte Gefüge, die nicht mehr in ihrer ursprünglichen semantischen Bedeutung gebraucht, sondern als Diskursmarker in die Konversation eingestreut werden. Sie haben veränderte Leerstellen bzgl. ihrer Objekte und fordern somit auch keine Objekte.
Beispiel: „Ich weiß nicht“, z. B. im folgenden Kontext:

[ <<unverständlich>> (unter dem) LINK]en arm;

 so ne-

=ich WEIß ned-

=so ne art SPANnung;

ich WEIß ned;

ich GLAUBS;

ob dat (.) von der stimulaTION herrührt,

=KEIne ahnung;

 

 

 

Problematik: Die Entscheidung, ob es sich um einen Diskursmarker handelt oder nicht, kann bei „Ich weiß nicht“ manchmal sehr schwierig sein, z.B. im folgenden Kontext:

285

=nach dem MOTto;

286

falls ich nich zu VIEL von dem zeug dann immer nehme;

287

nehm ich dann LIEBer-

288

=ich WEIß es nich;

289

JA;

290

mhmh,

291

wird sie denn noch geBRAUCHT,

292

=heute;

 

 

 

 

 

 

 

 

=> Hier stellt sich die Frage, ob die Patientin tatsächlich nicht weiß, woher die Schmerzen kommen, oder ob es sich um eine Art Lückenfüller handelt, um den           Diskurs zu strukturieren (dafür spräche das doppelte Auftreten und das direkte Aufeinanderfolgen von „ich weiß net“ und „ich glaubs“)

 

7.1.5          Matrix- HS mit einer davon abhängigen verblosen NS- artigen Struktur davor

 

Verblose NS- artige Struktur: Das Verb ist nicht realisiert. Die Bestandteile der NS-artigen Struktur sind weder als Argumente noch als Teile der Argumente des HS erfragbar. Zu verblosen NS-artigen Strukturen gehören: nominale Elemente von Objekten, Adverbialen und Prädikaten. Beispiele für eine „verblose NS-artige Struktur“:

 

86         na ich hatte der DAme gesagt;

87         =HIER ähm;

88         ((einatmen))

89         einen hagebUttentee zum BEIspiel,

 

223

    

SIcher kann man aber sein-

224

    

=dass_es das BEIN betrifft-

225

    

=un nich [au noch A:RM];

226

Ärztin:

[mhm];

227

PAT5:

Oder-

228

    

also RElativ sicher;

229

    

=MEIN ich jetzt;

 

692

PAT5:

der MARkus_isch hin und weg-

693

    

=von MEIM;

694

Geräusche:

((Tastatur Tippen))

695

PAT5:

ja:,

696

    

WIE nennt er_s immer-

697

    

so:;

698

    

wie TAPfer_[und]-

 

Matrix- HS mit einer davon abhängigen verblosen NS- artigen Struktur danach

Siehe Definition „davor“

7.1.6          Abgeschlossener HS oder Matrix-Hauptsatz[43] ?

Die Kategorisierung ist auch aus dem Kontext unklar, aufgrund unverständlicher Elemente im Transkript. Beispiel:

282

 Patientin:

hasch net geschtern am (.) TElefon gemeint;

283

         

<<unverständlich>>

284

         

ich hab auch auf mit nem anruf von dem geRECHNet;

 

Es ist nicht klar, ob hier ein NS folgen soll oder nicht.

7.1.7          Matrix-HS mit NS danach

Der Matrixsatz mit HS-Struktur ist gefolgt von einem eingeleiteten oder uneingeleiteten NS. Der NS kann direkt oder indirekt vom HS abhängig sein; außerdem darf der NS abgebrochen sein.

 

o   Beispiel: des isch ne frAge die ich mir AUCH schon gestellt hab;

 

7.1.8          Matrix-HS mit NS davor (der NS darf auch abgebrochen sein)

Siehe Matrix-HS mit NS danach.

Dieser Fall taucht wesentlich seltener auf als die Variante mit NS nach dem Matrix-HS, da sie eher in der geschriebenen Sprache auftauchen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Konditionalsätze mit „wenn“

o   Beispiel: „Wenn die Vorhänge zugezogen sind, dann entsteht so eine komische Luft in dem Raum.“

7.1.9          HS als Parenthese

Ein HS, bestehend aus mindestens einem Subjekt und einem Verb, ist in einen anderen HS eingebettet[44]. Es darf dann keine 1 bei HS mit NS davor/danach stehen[45].

o   Beispiele:

101

Patientin:

des DENK ich,

102

   

werd ich noch SCHAFfen;

800

  PAT5:

ja wenn_et_nit so wie HEUT-

801

   

=SPÄT is-

802

   

wär_s mir glaub i NIT so:-

803

   

=aber da war_s mir dann noch so HUÄH:;

804

  Mutter:

du hasch a GANZ weisse zung;

805

      

DU nit;

7.1.10      Hauptsatz, in dem das Bezugsobjekt von einem anderen Sprecher realisiert wird

Zum Teil beziehen sich Aussagen wie „Würde ich auch sagen.“ auf eine Äußerung des Gesprächspartners. Der Satz, der auch nicht als vollständiger Satz analysiert wurde, wird nicht als abgeschlossener HS aufgenommen, sondern als ein solcher, dessen Bezugsobjekt sich außerhalb der geäußerten Phrase befindet.             

o   Achtung: Häufig befindet sich das Bezugsobjekt nicht im Transkript, sondern muss gehört werden, da die Kommunikationspartner in der Regel nicht mit annotiert wurden.

7.2             Nebensätze

7.2.1          Uneingeleiteter Nebensatz

Als uneingeleitete NS gelten sowohl NS, die ohne Komplementierer mit V2 angeschlossen werden als auch solche, die mit Komplementierer und V2 angeschlossen werden.

o   Beispiele: „Ich hab noch damals zu meiner Mama gesagt, ich sind auf den Kopf gefallen“ (= uneingeleiteter NS ohne Subjunktion/Konjunktion) oder „Können wir das Licht ausmachen, weil sonst kann ich nicht einschlafen.“ (= uneingeleiteter NS mit Subjunktion)

7.2.2          Eingeleiteter Nebensatz

Nebensätze, die durch Subjunktion (dass, weil…), Relativpronomen, Fragepronomen, Frageadverbien oder Präpositionaladverbien (wovon) eingeleitet werden.

7.2.3          NS mit verbloser HS-artiger Struktur davor

Eine HS- artige Struktur wäre beispielsweise: „kein Wunder“, „keine Ahnung“… Das Verb ist nicht realisiert:

383                                        kein WUNder-

384                                                        =wenn du so viel im KOPF hast;

 

7.2.4          NS mit verbloser HS-artiger Struktur danach

Siehe NS mit verbloser NS-artiger Struktur davor

7.2.5          NS mit HS  davor (direkte od. indirekte Abhängigkeit)

Bezieht sich nur auf die Position des NS, unabhängig davon, ob der NS eingeleitet oder uneingeleitet ist. Die Abhängigkeit des NS vom HS kann direkt oder indirekt sein.

 

7.2.6          NS mit HS danach (direkte od. indirekte Abhängigkeit)

Siehe NS mit HS davor.

 

7.2.7          NS ohne HS (sehr selten)

Es wird nur ein NS geäußert, ein HS dagegen nicht (auch nicht mit Abbruch oder unverständlich!). Es besteht keinerlei Abhängigkeit von einem HS, auch nicht indirekt. Oft handelt es sich dabei um „emotionale Ausrufe“.

57

    

und dann_auch dIe{ses:}-

58

    

{hab ich} grad Eben erWÄHNT so-

59

    

60

    

ANGST haben vorm schlAfen gehn-

61

Ärztin:

mhm;

62

PAT5:

zum beispiel auch wenn ich bei (.) [bei]¹ LEUten bin;

63

Geräusche:

((Tastatur Tippen))

64

Ärztin:

[mhm];¹

65

PAT5:

wo_et dann halt mal SPÄT wird-

66

    

=und ich [vielleicht] da aus versEhn mal EINschlaf;

67

Ärztin:

[mhm]-²

68

PAT5:

69

Ärztin:

mhm;

70

PAT5:

DAvor angscht [zu haben_des sind so zU]¹stände-

71

Ärztin:

[mh_mhm];¹

72

PAT5:

[mit de]²nen hab ich jetz die ganze ZEIT: leben müss[n]-

 

Achtung: Sätze, die von Nebensätzen abhängen, bekommen keine "1" in der Kategorie "NS ohne HS", weil sie indirekt vom HS abhängen. Turn-übergreifende Abhängigkeiten wie in diesem Beispiel werden auch berücksichtigt:

166             Patient:               isch wäs nur !DREI! sachen-

 

167                                         =die dAmals pasSIERT sind;

 

168            Visitor:                mhm,

 

169            Patient:               also (.) eh wat mim SCHÄdel zu tä:n hät;

 

 

 

 

 

 

7.2.8          Objekt-NS

Der Nebensatz füllt die Leerstelle, die durch das Verb entsteht, das ein Objekt einfordert.

o   Beispiel: „Aber weißt du, was mich mal interessieren würde“ => „Was mich mal interessieren würde“ ist hier das Akkusativobjekt

143

          PAT5:

{man so:ll des ESse oder trinke}-

144

   

=wo man LUSCHT drauf hat;

7.2.9          Subjekt-NS

Der Nebensatz stellt das Subjekt dar. Beispiel: „Das ist dasselbe, wie der Ppppppppp[46] sich überall so einmischt.“

 

NS, der im übergeordneten HS die Funktion eines Subjekts übernimmt.

1440

   

aber ob da jetz oPE isch-

1441

   

=oder NET-

1442

   

is für MICH-

1443

   

{glaube das}_isch_s SCHLIMmschte;

7.2.10      Adverbial-NS

Dabei kann es sich um temporale (als, wenn, bis, nachdem, bevor, ehe, solange, während), kausale (da, weil), instrumentale (indem), konzessive (obwohl, obgleich, wiewohl; Vorsicht: nicht „trotzdem“ oder „jedoch“, „aber“, „und“, ihnen folgt ein HS), konditionale (wenn, falls, sofern), finale (damit) und konsekutive (sodaß) Adverbialsätze handeln, die durch die jeweiligen Konjunktionen bzw. Subjunktionen eingeleitet werden können, aber nicht immer eingeleitet werden müssen, je nach Integriertheitsgrad des NS.    

7.2.11      Attributiv-NS

Im Wesentlichen sind dies Relativsätze, die ein Satzglied (ein Subjekt oder ein Objekt) aus dem HS näher bestimmen. Allerdings können auch andere Konstruktionen attributiv sein, so z.B.: „Ich habe auch jeden Tag etwas anderes gekriegt, als was ich bestellt habe.“ Hier wird „etwas anderes“ näher bestimmt. Attributiv NS sind immer von einem nominalen Element erfragbar. Beispiel:

1175

   

=aber [des isch en VORgang]-

1176

              Mutter:

[(unverständlich)]

1177

              PAT5:

en vorgang der pasSIERT_isch-

 

 

 

 

Weiterführender NS 

Relativsätze, die sich auf die Aussage des ganzen Satzes beziehen. Es gibt es im übergeordneten Satz kein Bezugswort. Nebensätze, die nicht in die Satzgliedstruktur des Hauptsatzes eingebettet sind. Sie haben nicht die Funktion eines Satzgliedes oder eines Satzgliedteils im Hauptsatz. (siehe: http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Satz/Komplex/Funktion/Weiterfuehrend.html)

 

Beispiel: „Was“ bezieht sich auf die Aussage des ganzen Satzes:

648                                                    =oder was Auch TOLL isch wenn se so:-

649                                                    mUtter !KIND! (.) zim[mer nehme]-         

 

Beispiel: 365

   

  {jA: aber ne möglichkeit beSTEHT};

366

 

  {also}-

367

 

  in{sOfern so wie_i_s VORhin gsagt} hab-

 

Prädikativ-NS

NS, der die Funktion eines Prädikativs hat.

Beispiel: „Er wird immer bleiben, wie er ist.“

Prädikativstrukur: A ist B

385

    

=<<leiser werdend> oder was se dann gSAGT hat>-

386

    

=ISCH_eben-

387

    

{dass diese LÄHmung gar ned durch den schnitt (hier) stattfindet}-

7.2.12      NS als Parenthese

Ein NS füllt das Mittelfeld eines komplexen Satzgefüges.

Es darf dann keine 1 bei NS mit HS davor/danach stehen. Beispiel:

 

57

    

und dann_auch dIe{ses:}-

58

    

{hab ich} grad Eben erWÄHNT so-

59

    

60

    

ANGST haben vorm schlAfen gehn-

61

Ärztin:

mhm;

62

PAT5:

zum beispiel auch wenn ich bei (.) [bei]¹ LEUten bin;

63

Geräusche:

((Tastatur Tippen))

64

Ärztin:

[mhm];¹

65

PAT5:

wo_et dann halt mal SPÄT wird-

66

    

=und ich [vielleicht] da aus versEhn mal EINschlaf;

67

Ärztin:

[mhm]-²

68

PAT5:

69

Ärztin:

mhm;

70

PAT5:

DAvor angscht [zu haben_des sind so zU]¹stände-

71

Ärztin:

[mh_mhm];¹

72

PAT5:

[mit de]²nen hab ich jetz die ganze ZEIT: leben müss[n]-

7.2.13      Matrix-NS

Ein Nebensatz bezieht sich auf einen anderen (Matrix-)Nebensatz, der wiederum von einem Matrix-HS abhängt.

Beispiel: „Ich hab Ihnen ja gesagt, daß ich einen zähen Darm habe, wenn ich liege.“

 

Achtung: Nicht mit HS verwechseln.

7.2.14      NS, die sich auf einen nicht vollständigen Matrixsatz beziehen

 z.B. auf „kein Wunder“, „keine Ahnung“ (= hauptsatzartige Struktur; entspricht der „nebensatzartigen Struktur“ aus der Mischkategorie der Hauptsätze)

7.2.15      Nebensatz, in dem das Bezugsobjekt von einem anderen Sprecher realisiert wird

s. Ausführungen zum HS

7.3             Schwierigkeiten

7.3.1          Eingeleiteter oder uneingeleiteter Nebensatz?

·         Egal, ob ein Satz mit V2 mit einer Konjunktion eingeleitet wird oder nicht: in beiden Fällen handelt es sich um einen uneingeleiteten Nebensatz, z.B. „Können wir das Licht ausmachen, weil sonst kann ich net einschlafen“ vs. „Können wir das Licht ausmachen, sonst kann ich net einschlafen.“ (Letzter Satz: fiktives Beispiel) => In der Analyse der (Teil-)Sätze wird in beiden Fällen ein uneingeleiteter Nebensatz analysiert, unabhängig von der Konjunktion/nicht realisierten Konjunktion.

7.3.2          Adverbial- oder Attributivsatz?

Manche Komplementierer haben manchmal eine andere Rolle als im unmarkierten Fall.

 

Beispiel: „Ist eine blöde Situation, wenn dich nicht einmal aufrecht setzen kannst.“

Das „wenn“ ist hier trügerisch, weil der NS hier als Adverbialsatz analysiert werden könnte. Allerdings handelt es sich hier um einen Attributivsatz, der sich nicht auf das Verb sondern auf die Situation bezieht.

7.3.3          Schwierige Verben

  • „gucken“, wie…: Hier wird der abhängige NS als Objektsatz analysiert (Wonach gucken?)
  • Sätze des Typus "Pass auf" + V-letzt Sätze werden als HS mit NS danach annotiert, "Pass auf + V2-Sätze werden als Abgeschlossene HS analysiert

 

Unabgeschlossener HS ohne NS

o   Manchmal fällt durch die Segmentierung das Objekt eines Satzes (vom Verb erfragbar) ins Vorvorfeld. In diesen Fällen handelt es sich einfach um unabgeschlossene HS (ohne NS davor oder danach).

Beispiel:

10

       

=den KUchen-

11

       

=kannsch mir DAlassen;

7.3.4          Abgeschlossener HS

·         Wenn das zuvor Gesagte im Nachhinein beurteilt wird („schätz ich“, „ich weiß“…) gehen wir von keiner Abhängigkeit zwischen den beiden Sätzen aus.

Beispiel:

47   ich würd SA:gen-

48    =ERST in zwei wOchen-

49    =SCHÄTZ ich mal;

 

Beispiel:

179

is doch glei zehn nach ELF;

180

isch WEISCH;

 

Wir analysieren den ersten Satz nicht als uneingeleiteten NS, sondern beide als zwei unabhängige, abgeschlossene HS.

Begründung: Die hier grün markierten Sätze könnten auch weggelassen werden. Ein Matrix HS dürfte nicht weggelassen werden. 


 

8.     Referenzen

 

1.    Auer, P. (1993). Zur Verbspitzenstellung im gesprochenen Deutsch. Deutsche Sprache, 21(3), 193-222.
2.    CanooNet (2000ff.) Deutsche Wörterbücher und Grammatik: ein Produkt von Canoo. http://www.canoo.net/ (zuletzt besucht am 11.04.2019).
3.    Dritschel, B. H. (1991). Autobiographical memory in natural discourse. Applied cognitive psychology, 5(4), 319-330.
4.    Duden Online. (o.J.) Onlinewörterbuch auf www.duden.de (zuletzt besucht am 11.04.2019).
5.    Eisenberg, P. (2004). Der Satz :(Grundriß der deutschen Grammatik, Bd. 2). Stuttgart: Verlag J. B. Metzler.
6.    E-VALBU (2009ff.) Elektronisches Valenzwörterbuch deutscher Verben. In: OWID – ONLINE Wortschatz-Informationssystem Deutsch. Mannheim: Institut für Deutsche Sprache, jetzt umgewandelt zu „Wörterbuch der Verbvalenz auf https://grammis.ids-mannheim.de/ (zuletzt besucht am 11.04.2019).
7.    Faaß, G., & Eckart, K. (2013). SdeWaC–a corpus of parsable sentences from the web. In Language processing and knowledge in the Web (pp. 61-68). Springer, Berlin, Heidelberg.
8.    Foth, K. A. (2006). Eine umfassende Constraint-Dependenz-Grammatik des Deutschen.
9.    Gréciano, G., & Schumacher, H. (Eds.). (2015). Lucien Tesnière-Syntaxe structurale et opérations mentales: Akten des deutsch-französischen Kolloquiums anläßlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages, Strasbourg 1993 (Vol. 348). Walter de Gruyter GmbH & Co KG.
10.    Helbig, G., & Buscha, J. (2001). Deutsche Grammatik: Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Ernst Klett Sprachen GmbH.
11.    Hentschel, E., & Weydt, H. (2013). Handbuch der deutschen Grammatik: 4. Walter de Gruyter. https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=VLDpBQAAQBAJ&oi=fnd&pg=PR5&dq=andbuch+der+deutschen+Grammatik:+4.,+vollst%C3%A4ndig+%C3%BCberarbeitete+Auflage&ots=ZHjY_dFavr&sig=DYKMXHSZu8iyM0wRW7EpvrBUAPg#v=onepage&q&f=false (zuletzt besucht am 11.04.2019).
12.    Hirschmann (14.05.2014) „So Typen wie du“: eine syntaktische Fundierung von „so“ als Artikel (Präsentation im Forschungskolloquium für Korpuslinguistik, Humboldt-Universität zu Berlin.
13.    Musan, R. (2009). Satzgliedanalyse. Heidelberg: Universitätsverlag Winter.
14.    Netzverb (o.J.) www.verbformen.de (zuletzt besucht am 11.04.2019).
15.    Nivre, J., Hall, J., Nilsson, J., Chanev, A., Eryigit, G., Kübler, S., ... & Marsi, E. (2007). MaltParser: A language-independent system for data-driven dependency parsing. Natural Language Engineering, 13(2), 95-135.
16.    Pittner, K., & Berman, J. (2010). Deutsche Syntax: Ein Arbeitsbuch. Narr Francke Attempto Verlag.
17.    Schiller, A., Teufel, S., & Thielen, C. (1995). Guidelines für das Tagging deutscher Textkorpora mit STTS. [technical report, Universität Stuttgart and Universität Tübingen, http://ylvi.sfs.uni-tuebingen.de/fileadmin/static/ascl/resources/stts-1995.pdf (zuletzt besucht am 11.04.2019)].
18.    Walker, M. B., & Trimboli, C. (1982). Smooth transitions in conversational interactions. The Journal of Social Psychology, 117(2), 305-306.
19.    Hinrichs, E., Hinrichs, M., & Zastrow, T. (2010, July). WebLicht: Web-based LRT services for German. In Proceedings of the ACL 2010 System Demonstrations (pp. 25-29). Association for Computational Linguistics. [https://weblicht.sfs.uni-tuebingen.de/weblichtwiki/index.php/Main_Page (zuletzt besucht am 11.04.2019, alle im Dokument dargestellten Weblicht- Analysen wurden bis 2017 durchgeführt)].
20.    Weydt, H. (1969). Abtönungspartikel: Die deutschen Modalwörter und ihre französischen Entsprechungen. Verlag Gehlen.
21.    Wiktionary (2002ff.) Online-Wörterbuch https://de.wiktionary.org/wiki/Wiktionary:Hauptseite (zuletzt besucht am 11.04.2019).



Fußnoten

 [1] Walker and Trimboli (1982, S. 305–306) haben die menschliche Wahrnehmung der Pausenlänge bei Turn-Übergangen untersucht, und sie haben festgestellt, dass die Schwelle der Wahrnehmung der Pausen als Pausen bei 200 ms liegt.

[2] Sätze mit Pausen >200 ms, die den sonstigen Auswahlkriterien entsprechen, kommen in den Transkripten erfahrungsgemäß sehr selten vor.

[3] Wir haben solche Fälle in der part-of-speech (PoS)-Analyse als „VM“ (modale Verben) annotiert, da die Verben ursprünglich aus dieser Klasse kommen und wir uns an den Parser-Konventionen orientieren wollten. Außerdem können sie keinen Imperativ bilden (siehe Eisenberg, 2004: 91).

[4] Verben, die in diese drei Kategorien fallen, werden als Kopf des (Teil-)Satzes betrachtet und im Folgenden als K-Verben bezeichnet („K“ für Kopf). Entsprechend der klassischen Dependenzgrammatik, cf. Gréciano, Gertrud, and Helmut Schumacher, 1993 [2015].

[5] Dementsprechend werden solche Sätze aufgrund eines fehlenden Objekts als „unvollständig“ betrachtet, siehe Kap. „Vollständig/unvollständig“.

[6] Der Aspekt der „grammatikalischen Abgeschlossenheit“ wird später im behandelt.

[7] Die Anordnung lexikalischer Elemente im topologischen Feldmodell des Deutschen (Musan, 2009) legt, zusammen mit der Dependenzstruktur der Äußerung, die linke und die rechte Grenzen des (Teil-)Satzes fest.

[8] Eine andere Lesart würde hier allerdings auch zulassen, „immer“ von „noch“ abhängig zu machen und „noch“ von „andere“.

[9] Da solche Beziehungen für automatische Tagger schwer zugänglich sind, stellen solche Sätze für automatische Tagger eine besondere Herausforderung dar.

[10] In solchen Fällen weichen die PoS-Analyse und die Dependenzanalyse (in der VM werden wie VK und VV behandelt) voneinander ab.

[11] Aber Achtung: es kann auch vereinzelt elliptische Sätze in der 1. Person Singular Indikativ Präsens geben, in denen „ich“ nicht realisiert wird. Man könnte einfach in der Spalte „Ellipse/unvollständiger Teil eines kompletten Satzes“ alle Einträge mit „1“ im Hinblick darauf angucken, ob „ich“ fehlt. Wenn ja, müsste man auch für diese Sätze überprüfen, dass einheitlich die Variante gewählt wurde, die tatsächlich gesagt wurde.

[12] Wir haben uns an Netzverb (http://www.verbformen.de) orientiert, weil der Duden zu dieser Frage keine Information gibt.

[13] abgewandelte Stuttgart-Tübingen-Tag-Set-Konventionen (STTS; Schiller et al. 1995).

[14] Definition nach Helbig und Buscha (2001).

[15] Normale Passivsätze sind immer mit VA und VVPP zu annotieren. 

[16] Da solche Verben ja aus dieser Klasse kommen und wir uns an den Parser-Konventionen orientieren wollten. Außerdem können sie keinen Imperativ bilden (Eisenberg, 2004: 91).

[17] „Richtig“ kann aber auch eine Partikel sein, siehe den Eintrag „Partikel oder Adverb“, Abschnitt zu „richtig“.

[18] Diese Unterscheidung wird bei PWS und PRELS gemacht. Bei PWS handelt es sich um substituierende Interrogativpronomen, bei PRELS um substituierende Relativpronomen.

[19] Dass unter PWAT auch attribuierende Relativpronomen fallen, ist eine Ergänzung von uns. Die Annotation PRELAT, die im Tiger-Annotationsschema für attribuierende Relativpronomen vorgesehen ist, wird bei uns nicht verwendet.

[20] Dass unter PWAV auch Relativadverbien fallen, ist eine Ergänzung von uns. Im Tiger-Annotationsschema gibt es dafür keine eigene Annotation. Es wird dort allgemein nicht zwischen Adverbialpronomen und Pronominaladverbien unterschieden.

[21] Bei uns werden trotzdem alle „es“ als PPER in der PoS-Analyse annotiert, weil wir eine Wort-für-Wort-Annotation benötigen.

[22] Analog zu anderen PIAT, die in der Dependenzanalyse keine GRAD sind, sondern DET. Vgl. z.B.: „mit aller Ruhe“, „keine Strümpfe“, „genug andere“, wo „aller“, „keine“ und „genug“ alle Determinierer sind.

[23] Siehe Hirschmann (2014).

[24]„Nur“ muss aber nicht immer FPTK sein, sondern kann auch als MPTK fungieren, z.B. in „Ich hab das nur einfach zusammen geschmissen gestern“ mit „nur“ und „einfach“ als MPTK, die direkt vom Verb abhängen.

[25] Der Duden gibt zwar keinen Aufschluss darüber, um welche Art von Partikel es sich bei „bitte“ handelt. Da „bitte“ so wie die Modalpartikeln vom Verb abhängig ist, haben wir es als MPTK annotiert.

[26] Achtung: auch PIS können als Subjekt oder Akkusativobjekt fungieren, z.B. „Möglich ist alles“, „Momentan kann ich nicht viel machen“.

[27] IO oder AO? Bei der Entscheidung geht man nach dem Kopf des Objekts vor, z.B. im Satz „Ich hab da immer zwei Schnabeltassen stehen.” ist das Objekt mit einer Frage nach einem Akkusativobjekt (“Ich hab was?”) erfragbar. “Zwei Schnabeltassen” ist allerdings von “stehen” abhängig. Dieses Verb bildet den Kopf des Objekts. Daher ist “zwei Schnabeltassen stehen” als IO zu annotieren. Ähnlich ist auch das Beispiel „Sie versucht, heute Mittag nochmal zu kommen“: hier hängt „heute Mittag“ von „kommen“ ab; es ist mit dem Verb erfragbar: Was versucht sie? – „Heute Mittag zu kommen“.

[28] Achtung: Infinitivobjekte sind bei Abhängigkeit von einem Verb nur in Kombination mit Vollverben möglich, nicht mit Modalverben.

[29] Siehe hierzu auch den Punkt „Koordination bei zwei Vollverben“.

[30] Den Tag „GMOD“ verwenden wir in unserer Dependenzanalyse nicht, da wir auch keine extra Bezeichnung für nominale Elemente im Akkusativ oder Dativ haben, die nicht als Objekte vom Vollverb abhängen, sondern von einem anderen Satzglied.

[31] Wir unterscheiden ja auch nicht zwischen weglassbaren und nicht-weglassbaren ADV. Außerdem sind Präpositionalobjekte per definitionem nicht weglassbar.

[32] In diesem Satz wird „Ende“ und nicht „spätestens“ als Kopf des Adverbials „spätestens Ende nächster Woche“ analysiert, weil „spätestens“ weglassbar ist.

[33] Siehe auch den Punkt da drauf“, „da drüber“ und ähnliche Kombinationen“.

[34] Aber: „Nacht“ ist von „heute“ abhängig, da „Nacht“ weglassbar ist und umgekehrt aber nicht alleine ohne „heute“ stehen kann. „Nacht“ modifiziert also „heute“.

[35] PIS kann auch als PRED annotiert sein, z.B. in „Die ist nichts“.

[36] Hirschmann plädiert dafür, das im Fall des „so“ + Nomen zu tun. Liegt hier ein Wandel von Adverbien zu Determinierern vor? Das ist ein interessantes Thema.

[37] „Nacht“ kann man weglassen, „heute“ nicht. Deshalb wird „heute“ als Kopf analysiert und „Nacht“ als APP.

[38] Die einzige Ausnahme davon, die bislang aufgetreten ist, ist: „Bei mir ist jetzt sieben Komma fünf.“ (siehe S.22 und 38)

[39] Zumindest in Syntaktischer Analyse I und II. Es gibt ja auch nicht-obligatorische DO.

[40] Ausnahme: PO.

[41] Zumindest in Syntaktischer Analyse I und II. Es gibt ja auch nicht-obligatorische AO.

[42] Ausnahme: PO.

[43] Gleich bleibende Intonation nach Unterbrechung und Fortsetzung der grammatikalischen Struktur sind Indizien dafür, dass der Satz nicht abgeschlossen worden ist.

[44] Ein HS kann als Parenthese theoretisch nicht nur in einen HS, sondern auch in einen NS eingebettet sein.

[45] Noch ein anderes Beispiel, bei dem der HS nicht in einen HS eingebettet ist: „Die Bohnen, sag ich, schon.“

[46] anonymisiert

 

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